Interview mit den Machern von Atomic Eden!

Liebe für Deutsche Action!

Atomic Eden (hier zur Review) ist ein extrem spannendes Projekt. Deutsche Genre Filme sind selten, ein deutscher Action Film ist extrem selten, leider!

Die Entstehungsgeschichte von Atomic Eden ist mindestens so spannend wie der Film und ich möchte erneut anmerken, es ist schon beeindruckend was die Macher hier aus dem (quasi kaum) vorhandenen Budget gemacht haben.

Um etwas mehr über den Film, die Beteiligten und die Dreharbeiten zu erfahren konnte ich mich mit Drehbuchautor und Darsteller: Dominik Starck, Produzent: Kevin Zindler und Regisseur / Autor und Darsteller: Nico Sentner austauschen. Die gesammelten und sehr interessanten Antworten findet ihr hier.

 


Teil 1: Interview mit Regisseur und Darsteller (sowie verantwortlich für die Story) Nico Sentner!

 

Wie kam es dazu das du auf die Idee kamst selber Filme zu schreiben, zudrehen und zu produzieren?

Ich habe schon zu Schulzeiten damit angefangen, mit meinen Freunden bei uns im Garten und mit der S-VHS Kamera meiner Eltern, eigene kleine Filme zu drehen. Filmefaszinierten mich schon immer. Mit 16 habe ich ein Praktikum bei einer recht großen Filmproduktionsfirma gemacht und der Chef war gerade einmal 19 Jahre alt. Ich dachte mir damals nur „irgendwas mache ich falsch“, schließlich war der Chef und Gründer dieser erfolgreichen Filmproduktionsfirma gerade einmal 3 Jahre älter als ich. Mit 17 gründete ich daraufhin meine Firma – die Generation XGroup Film- & Medienproduktion. Da ich noch keine 18 Jahre alt war, mussten meine Eltern für mich bürgen. Ich denke, meine Elterndachten damals, dass ich dies nur mal ausprobieren werde und dann schließlich zur Vernunft kommen würde und dann etwas „anständiges“ mache. Mittlerweile sind seitdem fast 20 Jahre vergangen und ich bin immer noch hauptberuflich als Filmemacher tätig. Ich habe nicht nur Spielfilme sondern auch schon einige hundert Werbespots und zahllose Industrie- und Imagefilme für diverse Global Player als Auftragsarbeiten produziert.

 

Wie schwierig ist es einen Genre Film, speziell einen Action Film ist Deutschland auf die Beine zu stellen?

International konkurrenzfähige und unabhängig produzierte- &finanzierte Genrefilme in Deutschland auf die Beine zu stellen ist so ziemlich das Schwierigste, was man überhaupt machen kann!! Es gilt allgemein der Grundsatz, dass Komödien, Dramen, Arthouse-Filme oder historische Geschichten mit Nazi und DDR Hintergrund ok sind. Bei anderen Genres – wie Action, Martial Arts, SciFi, Horror usw. -wird von vorne herein beim Zuschauer ein schlechter Film erwartet, sobald dieser aus Deutschland kommt und bei der staatlichen Filmförderung wird ohnehin Desinteresse bekundet. Daher auch der Eindruck, dass es nur Komödien und Kriegsdramen aus Deutschland gibt. Das stimmt aber nicht! Denn wenn man einmal genau hin schaut, gibt es eine Menge deutscher Produktionen außerhalb der klassischen deutschen „Förderfilme“. Teure Blockbuster im Hollywood-Look wie „Fantastic Four“ oder „Resident Evil“ sind deutsche Filme. Das weiß nur keiner. Bernd Eichinger hat es vorgemacht. Diese Filme werden – verständlicherweise – als internationale oder amerikanische Filme beworben, verkauft und angeboten, eben deshalb, um diesen negativen Ruf zu entgehen. Ein weiterer Nachteil sich als deutscher Film zu „outen“ ist, dass man bei den Händlern und Elektronikmärkten - bzw. dem „Point-of-Sales“ im allgemeinen-allein aufgrund der Herkunft als weniger erfolgsversprechend eingestuft wird, weil diese zum Teil nach Bewertungen von Marktblättern gehen, welche bei deutschen Produktionen automatisch 2 Punkte weniger geben und deshalb bestimmte Titel gar nicht erst ins Sortiment kommen. Und wenn man als Independent-Produzent diese Sparte bedienen will, muss man zusehen wie man klar kommt, denn von der deutschen Filmförderung kann man diesbezüglich keine Hilfe erwarten, man ist schlichtweg unerwünscht. Ich gehe sogar noch weiter: Von den wenigen kommerziell erfolgreichen „Förderfilmen“-, (welche meist von den immer-gleichen Machern – wie Schweiger, Schweighöfer, Bully Herbig, etc. abgeliefert werden), einigen wenigen Festivalerfolgen und den paar internationalen Co-Produktionen abgesehen, werden gezielt „künstlerisch“ hochwertige Flops produziert, damit man die Fördergelder gar nicht erst zurück zahlen muss. Es gibt eine ganze Industrie von Produzenten in Deutschland, welche komplett vom Hartz4 für Filmemacher, der Medienförderung leben und davon abhängig sind und deren Intension es ist, dass ihr Film später floppt. Denn die Medienförderung vergibt erfolgsbedingt-rückzahlbare Förderdarlehen, d.h. sollte der Film erfolgreich sein – muss das Fördergeld wieder zurückgezahlt werden und das ist von Seiten des Produzenten NICHT gewollt. Und leider ist der Zustand, dass es gefühlt wenig deutsche Filme außerhalb der gängigen Muster gibt, auch den deutschen Verleihern anzukreiden, die lieber US-Filme teuer einkaufen als sich auch mal an vielversprechenden deutschen Indie-Produktionen zu beteiligen. Viele Indie-Regisseure stehen sich zudem selbst im Weg. Diese Jungs drehen dann mit aller Kraft und all ihren persönlichen Ressourcen und Mitteln ihr eigenes kleines Traumprojekt und wenn der Film dann irgendwann fertig ist, fragen sie sich, was mach ich jetzt eigentlich damit? Weil ihnen schlicht und ergreifend das Hintergrundwissen für die Filmvermarktung und die Kontakte zu den seriösen Filmverleihern fehlen, fliegen die in der Regel alle mit ihren Projekten finanziell auf die Nase.

 

Regisseur Nico Sentner am Set mit seinen Darstellern (unter anderem Fred Williamson, Mike Möller)
Regisseur Nico Sentner am Set mit seinen Darstellern (unter anderem Fred Williamson, Mike Möller)

Was war das schwierigste bei Atomic Eden?

Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten und der damit verbundenen Produktionszeit einen international konkurrenzfähigen Spielfilm abzuliefern. Also im Wesentlichen die Klassiker: Zeit und Geld!

 

Wie kamst du auf die Idee zu Atomic Eden? Welche Filme haben dich dazu inspiriert?

Der Film ist meine persönliche Hommage an „ASSAULT – Anschlag bei Nacht“ von John Carpenter sowie an „Die glorreichen Sieben“. Die Idee zu ATOMIC EDEN kam mir, als ich an der Doku „Projekt Natter“, welche später u.a. auf „NTV“ ausgestrahlt wurde, als Produzent beteiligt war. Darin ging es um ein Geheimwaffen-Projekt der Nazis. Des weiteren inspirierte mich ein Location-Scouting für einen Endzeit-Film, welcher aber nie zustande kam. Für diesen geplanten Endzeit Streifen suchten wir alte Ruinen auf. In einer Location, stand noch alles so da, wie es verlassen wurde: Möbel, Klamotten, vertrocknete Topfpflanzen, selbst ein ungeöffnetes Bier – haltbar bis 1978. Ich dachte mir, so muss es wohl auch in Tschernobyl ausgesehen haben, als die Menschen über Nacht alles stehen und liegen lassen mussten. Eine bedrückende und beängstigende Atmosphäre.

 

Bei deiner Einführungsszene musste ich schmunzeln, die hast du dir doch extra so geschrieben ? Tatsächlich ist die Einführungsszene meiner Figur aus einem Outtake entstanden. Ursprünglich sollte Fred´s Figur „Stoker“ auf dem Schießstand die beiden Frauen abschleppen. Nachdem das im Kasten war, haben wir nochmal einen Take andersrum gedreht, in erster Linie um Fred reinzulegen, denn dieser wusste nicht, was wir vorhatten. Dieser spaßig-gemeinte Outtake kam so gut rüber, das mich dann später meine Cutterin Carolina Rath überzeugt hat, den Outtake anstelle deseigentlich geplanten Takes in den Film zu nehmen.

 

Wie war es mit Fred am Film zu arbeiten und wie habt ihr ihn überhaupt dazu bekommen?

Mit Fred zu arbeiten ist immer eine große Freude. Ich kenne Fred schon seit vielen Jahren und wir sind sehr eng befreundet. Ich habe ihn damals in Hollywood auf dem American Film Market zum ersten Mal getroffen. Lange vor ATOMIC EDEN hatte ich bereits einen internationalen Werbespot sowie einen Kurzfilm mit Ihm gedreht. Wir wollten seitdem immer schon einen Spielfilm zusammen machen. Ich glaube, er wollte mir auch sehr gerne helfen, einen ersten Spielfilm als Regisseur auf die Beine zu stellen. Es fehlte nur immer einpassender Stoff bzw. ein passendes Drehbuch. Als ich die Idee zu ATOMIC EDEN hatte, habe ich Ihm die Geschichte vorgestellt und er sagte zu, die Rolle des „Stoker“ zu übernehmen, sofern ich die Finanzierung auftreiben kann. Noch im selben Jahr habe ich in Cannes bei den Internationalen Filmfestspielen auf dem Filmmarkt die Finanzierung für den Film einwerben können. Ein paar Monate später, haben wir dann schon gedreht.

 

Neben Fred ist natürlich auch Mike Möller ein Verkaufsargument, die Kampfszenen hat er komplett selbständig konzipiert? Wie wichtig war seine Teilnahme?

Ich hatte mit Mike ja bereits bei „ARENA OF THE STREET FIGHTER“ zusammenarbeiten dürfen. Mike ist ganz klar ein „Rising Actionstar“. Die Kampfszenen haben wir gemeinsam entwickelt. Ich habe ihm erzählt, was ich mir vorstelle und was für Elemente ich unbedingt drin haben möchte, wie z.B. die Entwaffnung der Schrotflinte und das, nachdem diese leergeschossen ist, dann in den Nahkampf eingebaut werden soll oder der Messerstich in den Kopf eines Angreifers. Mike hat dann aus diesen Ideen eine Choreographie entwickelt und noch seinen eigenen, unverkennbaren Stil einfließen lassen. Danach hat er die Szene vor choreographiert und bei sich in der Sporthalle als Blaupausen gefilmt und mir dann präsentiert. Das Meiste war mehr als ich mir jemals hätte wünschen- oder gar vorstellen können. Mike ist einfach ein unglaubliches Talent, wenn es um Martial Arts und Kampfsport in Filmen geht.

 

Auch Lorenzo Lamas ist ein bekannter Name, wie war es mit ihm?

An Lorenzo Lamas bin ich damals über meine gute Freundin, die Hollywood-Produzentin Leman Cetiner, gekommen. Sie hatte in der Vergangenheit bereits einen Film mit ihm gedreht und kannte ihn recht gut. Das Arbeiten mit Lorenzo Lamas hat mich schwer beeindruckt. Wir hatten sehr wenig Drehzeit mit Ihm und was er in der kurzen Zeit für eine schauspielerische Leistung abgeliefert hat ist einfach unglaublich. Ich würde jederzeit wieder mit Lorenzo arbeiten.

 

Wer aus dem Cast hat dich positiv überrascht?

Tatsächlich Lorenzo Lamas. Ich hatte keine Ahnung was für ein verdammt guter Schauspieler er ist. Auch verstehe ich nicht, nachdem ich mit Ihm habe arbeiten dürfen, warum aus Ihm nie ein A-Lister geworden ist. Das Zeug dazu hätte er gehabt. Darüber hinaus möchte ich unbedingt noch Everett Ray Aponte erwähnen. Es spielt in ATOMIC EDEN die Rolle des „Darwin – the Texan“. Die Figur ist auf Grund von Everett´s Interpretation der Rolle mein absoluter Lieblingscharakter unter den Söldnern.

 

Welche Szene findest du am besten gelungen?

Ich glaube als Filmemacher ist es noch zu früh diese Frage zu beantworten. Nach ein paar Jahren Abstand, wenn man sich den Film nochmal mit „frischen“, verhältnismäßig objektiven Augen anschauen kann, wäre der richtige Zeitpunkt diese Frage zu beantworten. Unabhängig davon habe ich einige Lieblingsszenen im fertigen Film, während ich ein paar andere meiner Lieblingsszenen, aus vertriebstechnischen Gründen, sogar aus dem Film habe rausschneiden müssen.

 

Nach welchen Gesichtspunkten hast du gecastet?

Vertrieb, Starvalue und Internationalität.

 

Würdest du im Rückblick etwas anders machen wollen?

Im Rückblick gibt es, glaube ich, immer ein paar Dinge die man als Filmemacher anders machen würde. Ungeachtet dessen bin ich mit dem Endprodukt ATOMIC EDEN sehr zufrieden und sehr glücklich darüber, dass ich die Chance bekommen habe, diesen Film tatsächlich drehen zu können.

 

Wie hoch sind die Chancen auf eine Fortsetzung?

Im realistischen Bereich des Möglichen!! Auf dem Papier gibt es bereits Teil 2 + 3 sowie diverse Spin-Offs.

 

Was sind deine nächsten Projekte?

Ich habe mehrere verschiedene Stoffe bereits auf meinem Tisch liegen. Es hängt alles davon ab, für welchen Stoff es mir gelingt eine Finanzierung aufzutreiben. Die Chancen stehen ganz gut, dass ich vielleicht zur 2ten Hälfte dieses Jahres etwas mehr verraten kann.

 


Teil 2: Interview mit Produzent Kevin Zindler

 

Erzähl uns ein wenig von Dir und wie Du zum Film gekommen bist?

Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich mich für Filme interessiert. Mein Bruder und ich nahmen sämtliche Filme auf VHS auf, ließen unsere Mutter mit unseren Wunschzetteln in die Videothek gehen und gaben unser Taschengeld für Originalfilme aus, die damals noch ca.50 D-Mark gekostet haben. Auch mein Onkel versorgte uns immer fleißig mit Filmneuheiten. Ich denke, dass ROCKY IV – den ich heimlich vom Türrahmen unseres Wohnzimmers aus sah – jener Film war, der mich zum Filmfreak machte. Mein erster Kinofilm in unserem Kino in Syke war THE GOONIES. An meinem 18. Geburtstag war ich glücklicher über den Videothekenausweis, als über meinen Führerschein. Die Sammel-Leidenschaft und das Ansehen der Filme reichte mir aber irgendwann nicht mehr, so dass ich mir sämtliche Lektüre wie Bücher oder Zeitschriften ins Haus holte, um so viel wie nur möglich über die Produktionen und meine Lieblingsschauspieler wie Sylvester Stallone, Dolph Lundgren oder Sean Connery zu erfahren. Dann kam die Zeit des Internet und ich schrieb fortan Kritiken für Online-Seiten wie „Zelluloid“ oder „Bereits gesehen“. Dort in den Forenlernte ich den Autor Tobias Hohmann kennen und wir freundeten uns an. Ich konnte ihn bei einigen seiner großartigen Buch-Projekte wie ACTION-STARS – BAND 1: SYLVESTER STALLONE unterstützen und bekam durch ihn die Möglichkeit, bei der beliebten TOPFILM-Buchreihe(1975-1985) als Autor einzusteigen. Jedes Buch widmet sich ein Filmjahr und lässt es Revue passieren. Ohne Hohmann hätte ich die Schreiberei wahrscheinlich nie mehr ernsthaft verfolgt. Seit 2010 schreibe ich für diverse Online-Seiten wie „Bereits getestet“,„Entertainment-Blog“ oder dem Print-Horrorfilm-Magazin „X-Rated“, führe Interviews und publiziere Kritiken. Zudem habe ich für diverse Labels etliche Booklet-Texte verfasst und auch Audiokommentare eingesprochen. Sehr viel Spaß bereitet mir der „Cine-Entertainment-Talk“, ein Filmpodcast, welcher mein lieber Freund Florian Wurfbaum ins Leben gerufen hat und der inzwischen überaus erfolgreich ist. Mittlerweile nähern wir uns der 100. Folge und auch unser Team hat sich mit tollen Jungs – die das Filmherz am rechten Fleck haben - vergrößert. Zum Film kam ich eher zufällig Ende 2014. ATOMIC EDEN war der erste Film, bei dem ich u.a. als Produzent tätig war.

 

Wie bist Du eigentlich zum Projekt ATOMIC EDEN gekommen und was hat Dich am Mitwirken so gereizt?

Ich habe 2014 ein Interview mit dem Regisseur des Films Nico Sentner geführt. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und telefonierten sehr oft miteinander. Er bot mir an, als Produzent bei ATOMIC EDEN einzusteigen. Da ich mich mein Leben lang mit Filmen beschäftigt hatte und diese immer nur aus der Sicht des Zuschauers/Autors betrachtete, schien mir die Zeit gekommen zu sein, um auch mal hinter die Kulissen zu schauen. Daher sagte ich zu.

 

Was waren deine Rollen / Aufgaben bei dem Projekt?

Da gab es sehr viele Aufgaben, die den Rahmen sprengen würden. Im Grunde war ich für die PR und die deutsche Fassung des Films zuständig. Von der Organisation der Synchronisation bis zur Fertigstellung der Mediabooks war ich in alle Departments involviert. Ehrlich gesagt, geht das nicht ganz spurlos an jemandem vorbei, wenn man noch einen Hauptjob und Familie hat. Da gibt es dutzende Dinge, an die man denken bzw. organisieren muss. Interessant wie Kräftezehrend waren dabei auch die Reisen zum Filmmarkt/Festival in Cannes, aber auch eine Kinotour durch Deutschland, die wir im Sommer 2018 gemeinsam mit unserem Hauptdarsteller Fred Williamson abwickelten. Ein Screening war in Syke, jenes Kino, in dem ich meinen ersten Film sah. Das war mir sehr wichtig.

 

Warum bist du eigentlich nicht im Film zu sehen?

Ich bin erst Ende 2014 während der Post-Produktion zu dem Projekt gestossen. Der Dreh war bereits 2012. Davon abgesehen, bin ich generell hinter der Kamera besser aufgehoben. Dieses Face braucht kein Mensch und würde die Verkäufe nur noch weiter erschweren.(lacht)

 

Wie schwierig ist es einen Genrefilm - speziell einen Actionfilm in Deutschland - auf die Beine zu stellen?

Sehr schwer! Für die großen Filmemacher ebenso wie für die kleinen Independents. Es geht immer ums Geld. Meistens bekommt man für Genrefilme keine Fördergelder und muss daher auf Privat-Finanziers hoffen. In Deutschland glaubt man generell nicht, dass Genrefilme funktionieren, daher gibt es auch so wenige davon. Wenn es sie gibt, dann floppen diese meistens und bestätigen die Pessimisten. Der deutsche Genrefilm hat – stellenweise zu Recht – einen schlechten Ruf. Doch es gibt eben auch sehr gute Beispiele wie WIR SIND DIENACHT. Zudem haben wir in Deutschland verdammt talentierte Filmemacher wie Christian Alvart, Sebastian Niemann oder Dennis Gansel (Anmerkung: übrigens hier das Interview mit Dennis Gansel), die Genrefilme auch umsetzen können. Mit Uwe Boll (Anmerkung: Hier das Interview mit Uwe Boll) haben wireinen umstrittenen aber meiner Meinung nach sehr wichtigen Filmemacher verloren (2016 hat er sich als Filmemacher zurückgezogen). Zudem fehlt auch jemand wie der große Bernd Eichinger.

 

Der englischsprachige Titel für Atomic Eden
Der englischsprachige Titel für Atomic Eden

Was muss sich aus deiner Sicht ändern, das es mehr derartige deutsche Produktionen geben kann?

Zum einen muss sich bei den Förderanstalten etwas ändern. Wie Uwe Boll so schön bei einem Interview sagte: “Die alten Zöpfe müssen mal abgeschnitten werden.“ Da müssen Leute wie Du und ich sitzen, eine gute Mischung aus Journalisten, Filmemacher und Publikum. Zum anderen müssen einfach mehr Genrefilme produziert werden, damit sich das Publikum auch daran gewöhnt. Je mehr Filme es gibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch gute Produktionen dabei sind. Nur Komödien und Antikriegsfilme funktionieren einfach nicht, weil irgendwann das Feld abgegrast ist, was zur Folge hat, dass nur eine Handvoll dieser Produktionen Gewinne einfahren. Das ist einfache Mathematik. Der Markt für deutsche Genrefilme ist definitiv da.

 

Was sind denn deine nächsten Projekte?

Im Zuge von ATOMIC Eden habe ich als Co-Executive-Producer einen Filmmeines Freundes und Podcast-Partners Dominik Starck – der auch bei ATOMIC EDEN in mehreren Funktionen beteiligt war - mit dem Titel THE HITMAN AGENCY – ASSASSIN´S DAWN in bescheidenen Maße unterstützt. Der Film ist bereits u.a. in Großbritannien und USA erschienen. Wann er hierzulande erscheint, steht noch nicht fest. Ich kann Dominik aber nur gratulieren, denn der Film ist für seine Möglichkeiten sehr gut geworden und kann mit Don „The Dragon“ Wilson einen namhaften Gaststar vorweisen. Außerdem war ich Co-Producer eines Pferde-Infotainment-Magazins – übrigens wieder in Zusammenarbeit mit der „Generation X Group“ und Nico Sentner - in dem meine Tochter auch zu sehen ist. Die Chancen stehen gut, dass die DVD noch dieses Jahr in Deutschland erscheint. Zu Zeit schreibe ich mit Freunden und namhaften Autoren-Kollegen ein neues Buch, in dem es um den Genrefilm in Deutschland geht. Darin wird es auch viele Interviews mit einigen der erfolgreichsten Filmemacher aus Deutschland geben. Mit etwas Glück, wird dieses Buch noch vor Weihnachten erscheinen.

 

Und wie hoch siehst du die Chancen auf eine Fortsetzung?

Das ist schwer zu sagen. Das hängt u.a. von den Einnahmen des ersten Films ab. Zudem muss auch Nico davon überzeugt sein, dass sich ein zweiter Teil lohnt. Vielleicht entscheidet auch der Markt, was als nächstes gedreht wird. Ich für meinen Teil, stünde aus vielerlei Gründen für eine Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung.

 


Teil 3: Interview mit Drehbuchautor und Darsteller Dominik Starck

 

Du hast ja das Drehbuch auf der Basis von Nicos Story geschrieben, wie bist du dabei vorgegangen, was oder welche Filme haben dich da inspiriert und wohin wolltest du den Film lenken?

Das war tatsächlich eine spannende Herausforderung. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich als Autor eine Reihe Exposés und Treatments geschrieben, auch ein Theaterstück, doch mein Schwerpunkt lag definitiv noch in der Filmanalyse, Kritiken und auch Booklets. Das heißt, der Prozess, ein komplettes Skript nach den sehr spezifischen Ansprüchen dieser Art von Buch zu schreiben, war für mich noch sehr neu. Mit Nico Sentner hatte ich zu der Zeit bereits an zwei Filmprojekten gearbeitet –SIN REAPER und IRON WERWOLF- sowie an einem dritten, das aber letztlich nicht realisiert wurde. In der ganzen Zeit hat er immer wieder von seinem Projekt ATOMIC EDEN gesprochen, mir von Charakteren, Ideen und Trailer-Momenten erzählt. Da habe ich ihm bereits Feedback gegeben, aber zu diesem Zeitpunkt war nie die Rede davon, dass ich den Film schreiben würde. Als das Projekt dann „Grünes Licht“ hatte musste alles sehr schnell gehen und er fragte mich, ob ich nicht das Drehbuch schreiben wolle. Das zur Verfügung stehende Zeitfenster war lächerlich winzig, aber so ist das eben manchmal im Indiefilm-Bereich. Es gibt keine festen Regeln und man rennt los, wenn sich die Gelegenheit bietet. Es wäre unmöglich gewesen, dieses Drehbuch in der Kürze der Zeit zu schreiben, hätte Nico nicht bereits ein umfangreiches Treatment verfasst, in dem er all seine Ideen und auch einiges von dem, was wir vorher noch unverfänglich besprochen hatten, zusammengefasst hatte. Es war mit Sicherheit trotzdem die bis dahin größte Herausforderung in meiner Laufbahn als Autor. Was die Inspirationen angeht, so sind da viele Dinge eher unterbewusst eingeflossen oder es waren Filme wie eben DIE GLORREICHEN SIEBEN und ASSAULT – ANSCHLAG BEINACHT, über die wir bereits im Entwicklungsprozess gesprochen hatten.

 

Was hat dich am Film gereizt?

Um ehrlich zu sein lag der primäre Reiz in der Herausforderung ein komplettes Spielfilmdrehbuch von Anfang bis Ende in einer wahnwitzig kurzen Zeitspanne zu schreiben, welches noch dazu nicht auf meiner eigenen Idee basiert und damit in ein fremdes Korsett passen muss. Letzten Endes erwies sich das sogar als Vorteil, denn wenn ich an eigenen Konzepten arbeite tendiere ich dazu, mich lange in kleinen Details zu verlieren, während ich hiernach Vorgaben zum Budget, dem Casting und dem Verlauf der Story instinktiv arbeiten musste. Eine sehr interessante Erfahrung für mich.

 

Dominik am Set von Atomic Eden
Dominik am Set von Atomic Eden

Was wolltest du mit dem Film erreichen?

Die Antwort mag banal klingen, aber; den Film fertig bekommen. Von der Konzeptionierung bis zur Premiere. Das ist weit weniger häufig und einfach, als man sich als Zuschauervorstellen kann. Selbst Action-B-Movies werden als so selbstverständlich hingenommen und diese als „billig“ wahrgenommenen Filme haben meist ein Budget, von dem wir nicht einmaleinen Bruchteil haben, wenn wir von deutschen Indiefilmen für einen internationalen Markt sprechen. Auf einer persönlichen Ebene wollte ich mich kreativ weiterentwickeln. Meine Erfahrungen im Filmgeschäft waren noch sehr jung, ich war vor allem im PR-Bereich und zweimal als Darsteller unterwegs gewesen. Doch ich bin Geschichtenerzähler. Also war Drehbuchschreiben die konsequente nächste Ebene und damit auch die Brücke, um später als Regisseur Stoffe zu interpretieren.

 

Auch bei der Einführung deiner Rolle im Film musste ich schmunzeln. Diese Szene hast du dir doch auch auf den Leib geschrieben?

Dazu ein klares „Jein“. Da ich das Skript geschrieben habe gilt das natürlich auch für die Szenen von Messerwerfer Brenner. Ich wusste auch bereits beim Schreiben, dass ich diese Rolle spielen würde. Auf der anderen Seite hatte ich ursprünglich ein komplett anderes Intro für die Figur geschrieben, welches –wie bei den anderen Söldnern- eher seine Befähigung für die Mission in den Vordergrund gestellt hatte. Nico liebt es aber mich vor Herausforderungen zu stellen. Ihm schwebte eher etwas vor, bei dem er mich leiden lassen kann, also kamen wir schließlich auf die Szene, wie sie jetzt im Film ist, die quasi eine Mischung aus unseren beiden Vorstellungen ist. Ich habe dann einfach begonnen, Brenner so weit aus meiner Komfortzone herauszuschieben wie möglich. Das findet sich selbst in Brenners Profession. Ich bin begeistert von Schwertkampf und auch ganz solide darin, was wohl einer der Gründe war, weswegen Nico Brenner zu einem Messerwerfer machte. Aber; ein Schwertkämpfer hängt an seiner Waffe, sie zu verlieren ist das genaue Gegenteil von dem, was ein Messerwerfer macht, nämlich die Waffe buchstäblich wegzuwerfen. Eine kleine Rolle mit vielen kleinen Herausforderungen also.

 

Was würdest du im Rückblick anders machen?

Zunächst einmal würde ich mehr Zeit einfordern, haha. Andererseits sprach ich vorhin davon, dass Limitierungen die Kreativität und Produktivität fördern, also wäre mehr Zeit vermutlich gar nicht so gut gewesen. Inzwischen habe ich an unzähligen Projekten geschrieben, bin also durchaus ein versierterer Autor. Bei ATOMIC EDEN war meine Aufgabe aber eben auch der Vision von Nico Sentner zu dienen und da gibt es für mich als Autor nicht viel zu ändern. Außer einer Sache. Ich bin heute ein wesentlich größerer Kenner von Fred Williamsons Filmografie und der ganzen Blaxploitation-Welle. Würde ich ATOMIC EDEN heute also nochmal neu oder eine Fortsetzung schreiben, dann wären definitiv deutlich mehr kleine Anspielungen darauf enthalten. Bei der Rolle als Brenner hätte ich das skurrile Element vermutlich noch mehr betont. Es schadet nie, wenn man eine schräge Figur im Söldnerteam hat. Direkt bevor wir die Einführungsszene von Brenner drehten sprachen wir auch über die Art von Unterwäsche, die er tragen sollte und halb im Scherzerwähnte ich, dass man mir als Gag eine Unterhose mit Bananen-Mustergeschenkt habe. Nico war begeistert von der Idee, dass ich diese tragen solle, doch ich wehrte mich erfolgreich. Manchmal frage ich mich, ob es gut oder schlecht gewesen wäre, das Bizarre der Figur auf diese Weise noch weiter zu treiben.

 

Wie war es mit Fred, Mike und den anderen zu arbeiten?

Einfach großartig. Wenn man einen bunten Haufen buchstäblich internationaler Darsteller für ein paar Wochen isoliert zusammenpfercht entstehen die interessantesten Mikrokosmos-Dynamiken. Man darf auch nicht vergessen, dass Smartphones vor ein paar Jahren noch nicht in dem Umfang allgegenwärtig waren und selbst wenn gab es nicht den besten Empfang. Dazu kamen sehr lange Arbeitszeiten, vor allem, wenn man Teil von Besetzung und Crew war. 18 bis 20 Stunden waren keine Seltenheit. Mit unserem „Cowboy“ Everett Ray Aponte habe ich mir die ganze Zeit ein Zimmer geteilt. Das formt Freundschaften- und gute Arbeitsbeziehungen, denn als er dann später für meinen nächsten Film THE HITMAN AGENCY engagiert wurde hatten wir bereits kurze Kommunikationswege, weil wir wussten, wie der andere tickt.

 

Mike Möller und seinem Stuntteam bei der Arbeit zuzusehen ist natürlich für jeden Actionfan ein Fest. Ich wünschte, ich hätte noch viel mehr davon mitbekommen, hatte aber oft auch Produktionsaufgaben während seine Action gedreht wurde. In einer Kampfszene von unserem „Rookie“ Laurie bin ich als Stuntdouble für einen Angreifer eingesprungen, was ungemein aufregend war. Vielleicht ein wenig zu aufregend. Nach ein paar Durchgängen hatten wir einen perfekten Take- und ich bestand auf einem weiteren. Natürlich habe ich mir dabei dann weh getan. Man sollte wissen, wann man aufhören muss. Die Ironie liegt darin, dass dieser Teil des Kampfes am Ende nicht im Film landete. Ich erinnere mich an eine der ersten Szenen, in denen Mike vor der Kamera stand. Eine große Gruppenszene.Irgendwie schien er sich unwohl zu fühlen, Nico besprach sich aber mit dem Kamerateam, um die Aufnahmen zu bekommen, die er wollte. Da bin ich rüber geschlichen und habe Mike gesagt; „Denk an Steve McQueen.“ – Nächste Aufnahme: komplett andere Körperhaltung. Lässig, cool, McQueen. Mike ist ein prima Kerl und ein großes Talent, nicht nur im Kampfsport als solches, sondern auch in der Choreographie. Er hat mich auch bei THE HITMAN AGENCY unterstützt und ich habe ihn entsprechend bei seinem kommenden Film JACK WALKER unterstützt. Ich hoffe, ich habe die Gelegenheit noch öfter mit ihm zu arbeiten.

 

Tja und dann wäre da noch Fred Williamson. Was soll ich sagen? Mit damals weit über Siebzig brauchte er nur mit einem Finger zucken und versprühte mehr Charisma als wir alle zusammen. Immer freundlich, immer der Vollprofi, immer‚ The Hammer‘. Es dauerte tatsächlich ein paar Tage, bis ich mich auf die Realität eingestellt hatte, dass der Veteran des 70er-Jahre-Kinos, den ich in FROM DUSK TILL DAWN kennengelernt hatte, völlig alltäglich neben mir einen Cheeseburger isst. Ein klasse Kerl, ein echter Star mit einer „No Bullshit“-Attitüde. Außerdem echt witzig, was oft übersehen wird.

 

Du hast ja mit dem bereits erwähnten The Hitman Agency selber einen Film gedreht und geschrieben, wann bekommt man den in Deutschland zu sehen und zu kaufen?

Nach der Erfahrung von ATOMIC EDEN war ich direkt auf der Suche nach einer neuen, anderen Herausforderung. Statt Ensemble wollte ich mich auf wenige Figuren konzentrieren, statt Humor und Stereotypen wollte ich dreidimensionale, ernste Charaktere. Daraus entstand dann Assassin’s Dawn, oder, wie er heute heißt; THE HITMAN AGENCY. Aber natürlich liebe ich Action und so war bereits in der Konzeptionierung klar, dass der Film in der Welt der Profikiller und Assassinen spielen würde. Ich hatte nur den Bruchteil des Budgets von ATOMIC EDEN, aber wir haben es geschafft und einen kleinen Film kreiert der, wenn ich den Kritikern glauben darf, mit seinem Storytelling punktet. Anstatt großen „Production Values“ fokussierte ich mich hier auf die mit Twists vollgestopfte Handlung und ihre Figuren und bin sehr glücklich, dass viele Kritiker und Zuschauer das erkennen und wertschätzen. Da sind wir aber beim Knackpunktdeiner Frage; derzeit –Mai 2019- ist der Film tatsächlich nur im englischsprachigen Ausland verfügbar, was einfach daran liegt, dass wir THE HITMAN AGENCY in Englisch gedreht haben. Derzeit sprechen wir mit verschiedenen hiesigen Labels, um eine Synchronisation und Veröffentlichung auch in Deutschland zu bekommen. Bitte gerne die Daumen drücken und auf der Facebook-Seite des Films ein Like hinterlassen, dann bekommt man alle Updates.

 

Was sind deine nächsten Projekte/Pläne?

Die letzten Jahre war viel los bei mir, auch privat. Mehrere Filme in langwieriger Postproduktion, mehrere in Entwicklung und dann bin ich letztes Jahr Vater geworden. Trotzdem schreibe ich immer weiter, sowohl im Auftrag, als auch eigene Geschichten. Derzeit habe ich mehrere Projekte, die ich gerne als nächstes verfilmen würde, quer gemischt durch alle Genres. Keine Sorge, Action ist definitiv auch dabei! Zur Zeit dieses Interviews habe ich vor ein paar Tagen die größte, aufwändigste und kreativste Actionszene meiner bisherigen Laufbahn geschrieben. Natürlich möchte ich, dass Zuschauer diese und mehr so schnell wie möglich auf der Leinwand oder auf dem Streaming-Dienst ihres Vertrauens sehen können. Auch hier gilt; Daumen drücken.Im deutschen Indiefilm und insbesondere im Genrefilm gilt stets nur die eine bange Frage; wo und für was kommt die nächste Finanzierung her? Es mangelt nicht an guten Ideen und fähigen Leuten in der Branche, es mangelt nur an dem Mut und den Mitteln, diese Ideen umzusetzen. Mit Erfolgsgeschichten wie SCHNEEFLÖCKCHEN sehen wir hier hoffentlich eine Trendwende und kein einmaliges Ereignis und ich freue mich darauf, meinen Beitrag dazu zu leisten. Ich bin auf allen gängigen Social Media Plattformenrecht aktiv und verkünde mit Sicherheit, sobald etwas spruchreif ist.


Wer Atomic Eden kaufen möchte kann dies natürlich auch auf Amazon tun:
Atomic Eden

 

Hier noch die Facebook Seite zum Film:
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