Jalal Merhi ist weltweit als Produzent, Schauspieler und Regisseur von Actionfilmen bekannt. In Brasilien geboren, von libanesischen Eltern, gründete er die Filmproduktionsfirma Film One.

Seit der Gründung im Jahr 1989 hat Film One seine Nische im lukrativen Action-Genre geschaffen. Merhi begann sein Kampfkunsttraining in Tae Kwon Do und arbeitete in seinen Filmen mit Legenden wie Bolo Yeung, Cynthia Rothrock, Loren Avedon, Matthias Hues, David Carradine, David Bradley und Billy Blanks zusammen.

Hallo Herr Merhi,

Vielen Dank das Sie sich die Zeit nehmen meine Fragen zu beantworten.

F-Lassen Sie uns mit Ihrem Leben anfangen, wie sind Sie aufgewachsen und wo?
A-In Brasilien geboren bin ich mit 6 Jahren in den Libanon und dann mit 19 Jahren nach Kanada

F-Wie sind Sie zu den Martial Arts gekommen?
A-Mein älterer Bruder tat es bereits und im Alter von 11 Jahren begann ich mit Taekwondo, dann begann ich mit 16 mit Shotokan-Karate und im Alter von 20 begann ich mit Kung Fu.

F-Was hat in Ihnen den Wunsch ausgelöst, im Filmgeschäft zu arbeiten? Welche Filme haben Sie als Kind fasziniert?
A-Ich ging in den Film Big Boss mit Bruce Lee, und das ist es, was mich dazu inspiriert hat.

F-Sie haben Ihre eigene Produktionsfirma gegründet: Film one. Was hat Ihre Entscheidung dazu veranlasst? Haben Sie versucht, in das Geschäft einzusteigen und es war zu schwierig oder wollten Sie immer die Kontrolle über mehrere Aspekte einer Produktion haben?
A-Ich studierte das Filmemachen, und ich mochte es Regie zu führen, aber nachdem ich eine große Meisterschaft in einem Turnier gewonnen hatte und ein Produzent auf mich zukam, um in seinem Film als Bösewicht mitzuspielen..... um eine lange Geschichte kurz zu machen.... lehnte ich nach einigen Monaten Training die Rolle ab, weil ich nicht auf eine solche Rolle festgelegt werden wollte. Und da ich Geschäftsmann bin, habe ich diesen Produzenten dann eingestellt, um für mich zu arbeiten. Ich habe es immer gemocht, mein Leben unter Kontrolle zu haben.

F-Sie haben ihre eigenen Filme produziert, Regie geführt und die Hauptrolle gespielt. Welcher Teil davon ist der schwierigste und welcher macht aus Ihrer Sicht am meisten Spaß?
A-Ich habe es nie genossen, zu schauspielern, ich liebe es zu produzieren.

F-Der Zeitraum 80er bis Mitte der 90er Jahre war der Höhepunkt der Action- und Martial Arts-Filme. Jetzt hat sich die Filmindustrie dramatisch verändert und ändert sich mit dem Aufstieg von Netflix, Prime usw. sogar rapide weiter. Könnten Sie uns beschreiben, wie schwierig es heutzutage ist, einen Actionfilm zu produzieren und wie sich der gesamte Prozess verändert hat?
A-Es ist sehr schwierig, einen richtigen Film mit allem drumherum zu machen und gleichzeitig ist es viel einfacher ein Youtube-Star zu werden. Mit den neuen günstigen 4K-Kameras können alle einen Kurzfilm drehen.

F-Haben Sie Projekte, Actionfilme, die in der nächsten Zeit geplant sind?
A-Ja, aber es ist nicht sicher, ob Sie finanziell tragbar ist.

F-Sie sind, weltweit, wohl am meisten durch die Tiger-Krallen-Filme bekannt. Die Trilogie hat immer noch viele Fans auf der ganzen Welt. Warum glauben Sie, dass die Reihe immer noch so beliebt ist?
A-Diese Filme bieten reinen Kampfsport, und Sie bestehen aus purer Kampfsportliebe. Die Idee enstand durch meinen Schüler Steve, der Schriftsteller war. Dieser beobachtete mich beim Training in unserem einfachen, rohen Fitnessstudio, das Licht war schwach mit Momenten in denen das Licht des Sonnenuntergangs durch ein kleinen Fenster ins Studio strömte. Das inspirierte Steve.

F-Von allen Filmen, an denen Sie gearbeitet haben, was ist Ihr Lieblingsfilm und warum? Und welche war Ihre Lieblingsrolle?
A- Ich glaube, der erste Tiger Claws Film wird dieser Film sein.

F- Bei Tiger Claws arbeiteten Sie mit zwei sehr berühmten und legendären Martial Artist zusammen: Cynthia Rothrock und Bolo Yeung. Was können Sie uns über die Zusammenarbeit mit Cynthia erzählen?
A-Cynthia ist eine großartige Kampfkünstlerin und durch ihre Ausbildung in Hongkong wurde sie zu einem Filmstar. Sie weiß, was zu tun ist und wie man es großartig umsetzen und aussehen lassen kann.

F-Bolo ist natürlich eine Legende, durch Enter the Dragon und Bloodsport ist er weltberühmt für seinen Körper und seine Kraft. Sie haben mit ihm nicht nur an Tiger Claws, sondern auch an TC2000 gearbeitet. Was ist Ihrer Meinung nach so besonders an ihm?
A-Alles an Ihm ist etwas Besonderes. Wie er wirkt auf dem Bildschirm, die Kamera liebt ihn einfach. Er hat eine großartige Geschichte hinter sich und er versteht es, eine einfache Szene zu einem besonderen Erlebnis zu machen.

F-Neben Bolo ist einer Ihrer häufigsten Mitstreiter Billy Blanks, der später durch sein Tae Bo-Programm berühmt wurde. Er ist wahrlich eine außergöhnliche Erscheinung. Sie haben viel mit ihm gearbeitet, wie würden Sie Ihre Arbeitsbeziehung beschreiben?
A-Ich traf Billy, als wir beide 20 Jahre alt waren, in Buffalo, NY, bei einem Wettbewerb, und als ich mit dem Filme machen angefangen habe, war es eine meiner ersten Entscheidungen mit ihm zu arbeiten. Er gibt sein Herz und seine Seele für seine Arbeit

F- Auch mit David Bradley haben Sie in den späten 90ern viel gearbeitet. Er war auch immer ein Fan Favorite, was hat er, was das Publikum so anspricht?
A-Er ist einfach gutaussehend und ein guter Schauspieler. Er ist einer der wenigen Kampfkünstler, der auch schauspielern kann.

F-Bist du mit einigen deiner Martial Arts Kollegen befreundet?
A-Ich bin befreundet mit meinen "wirklichen" Martial Artists-Freunden. Die die in meinen Filmen zu sehen sind, sind Schauspieler, die ich anheuere, und wir bauen für den Film eine Beziehung auf, aber wir hängen nicht zusammen ab, wenn wir kein Projekt zusammen haben. Ich bin beschäftigt und das sind sie auch.

F-Als Regisseur (neben Operation Golden Phoenix) haben Sie z.B. mit Oliver Gruner eine Trilogie gedreht. Oliver ist ja auch ein Kampfsportexperte. Fällt es Ihnen als Regisseur schwer, einem anderen Kampfsportler Anweisungen zu erteilen, oder denken Sie, dass es einfacher ist, weil Sie einen ähnlichen Hintergrund haben?
A-Olivier ist ein großartiger Kampfkünstler. Ich würde ihm oder anderen keine Anweisungen geben, wenn es um Kampfchoreographien geht, Ich frage sie, was Sie tun können. Sobald sie das Drehbuch gelesen haben, ist es besser, wenn sie das tun, was für sie funktioniert und mit der Geschichte und dem Drama zusammenpasst.

F-Wie würden Sie ihren Regiestil beschreiben?
A-Sehr einfach, ich arbeite mit Schauspielern, aber ich bin gut darin, es im Zeitrahmen und im Rahmen des Budgets zu tun. Manchmal wünschte ich, ich könnte länger drehen und dadurch bessere Arbeit leisten, aber ich habe nicht den Luxus. Für Final Crises und Sometimes a Hero standen mir jeweils 11 Tage zur Verfügung, bei anderen 3 Wochen.  Talons, TC2000 und Expect No Mercy waren die größten Budgets, da hatte ich 4 Wochen.

F-Was ist Ihr Lieblingsfilm, bei dem Sie Regie geführt haben oder auf welchen sind Sie am meisten stolz und warum?
A-Ich habe meinen Favoriten noch nicht gedreht.

F-Sie haben mit dem Who is Who der Kampfkünste zusammengearbeitet. Wir haben bereits über ein paar Namen gesprochen, aber natürlich gibt es noch mehr Personen. Wenn Sie damit einverstanden sind, würde ich Ihnen einige Namen geben und Sie können sie kommentieren oder uns die ersten Dinge sagen die ihnen zu der Person einfallen.

Fangen wir an mit Matthias Hues
Er ist einer der besten Leute, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, er ist ein sanfter Riese und ich würde ihn gerne jederzeit in einem Film besetzen. Die Crew liebte ihn, besonders die  weiblichen Crewmitglieder!

Loren Avedon
Loren ist ein sehr hart arbeitender Mensch, der einen unfairen schlechten Ruf hatte, das es mit ihm am Set schwer zu arbeiten wäre. Das habe ich nicht nachvollziehen können. Ich liebte es, mit Loren zusammenzuarbeiten, er ist für mich ein Freund und ich besetze ihn, wann immer ich es kann, selbst in kleineren Rollen , wenn er die Zeit erlaubt.

James Hong
James ist ein Meister und eine Legende. Ich  hatte mich erst vor ein paar Tagen mit ihm über die alten Zeiten unterhalten. Er ist immer noch voller Energie und Träume.

David Carradine
David ist einer der am meisten missverstandenen Menschen die ich kenne. Er erzählte mir in den frühen neunziger Jahren, als ich seine Ranch für die Endszene in Expect no Mercy nutzte, dass einer der Hauptgründe, warum er damit einverstanden war in Toronto in den neunziger Jahren Kung Fu zu drehen war, das Sie ihm Tiger Claws zeigten, um zu beweisen, dass Toronto doch eine chinesische Seite hat. In der ersten Folge sehen Sie viele chinesische Kinder aus meinen Filmen, auch mein Kung Fu-Meister, Sifu Mo Chow, war ihr Chinatown-Standortexperte.
Wenige Wochen vor seinem Tod sagte er mir bei einem Drink, nachdem er ihn gefragt hatte, warum er wieder trinken würde, dass er gelangeweilt ist da er nicht die Rollen bekommt, die er nach dem Erfolg von Kill Bill haben wollte.

F: Gibt es Leute oder Kampfkünstler, mit denen Sie in Zukunft gerne arbeiten möchten? Wie z.B. Scott Adkins oder jemand anderes?
A-Ja sicher, aber jetzt bin ich damit beschäftigt, fürs Fernsehen zu produzieren

F- Wenn Sie über Actionfilme oder Martial Arts-Filme nachdenken, was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Zutaten?
A-Großartige Martial Arts, eine gute Geschichte und einen liebenswerten Charakter.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Merhi

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