Claudio Fäh ist ein in der Schweiz geborener Regisseur, der sich in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf im Direct-to-DVD Action Genre erworben hat.

Das er aber nicht nur Northmen -A Viking Saga oder die Einträge fünf und sieben der Sniper Saga zu verantworten hat, sondern auch Verbindungen zu Joe Dante und Paul Verhoeven hat erfuhr ich im Interview mit ihm. 

Man sollte sich definitiv seinen Namen merken!

Hallo Claudio,

Danke noch einmal das du dich bereit erklärst meine Fragen zu beantworten. Fangen wir mal ganz platt an, wie kommt ein Junge aus der Schweiz dazu zu einem Regisseur zu werden der in Hollywood arbeitet?

Das war ein langer Weg. Angefangen mit Kurzfilmen mit meinem Cousin als Teenager, wurde aus einem Hobby eine Leidenschaft und dann Schritt für Schritt ein Beruf.

Wie kamst du nach deinen ersten Kurzfilmen auf einmal dazu Coronado zu drehen?

Ich hatte die Unterstützung eines Schweizer Privatinvestors, der aufgrund meiner zahlreichen Kurzfilme, die ich in der Schweiz gedreht hatte, Interesse bekundete mein erstes Spielfilmprojekt zu start-finanzieren. Das erste Geld ist bei jedem Projekt das schwierigste, weil es mit dem größten Risiko behaftet ist.

Ich kriegte also einen guten Startschuss, um Coronado ins Leben zu rufen. Mit meinen Produzenten Volker Engel und Marc Weigert schafften wir es dann zu dritt die restlichen Mittel aufzutreiben. Retrospektiv betrachtet, war damals eine große Portion Glück dabei, dass dies alles klappte.

Dein nächster Film war die Fortsetzung zu einem Film von Paul Verhoeven, Hollow Man 2, war das einschüchternd? Und was hältst du von Paul Verhoeven? Stimmt es das er der Executive Producer war?

Paul Verhoeven ist ein Idol für mich. Ein wahrer Meister. In seine Fußstapfen zu treten war in der Tat ein bisschen überwältigend. Aber wir hatten schon ganz zu Beginn des Projekts bestimmt, dass dies stilistisch ein anderer Film sein soll, als das Original. Nur schon das dramatisch kleinere Produktionsbudget zwang uns zu einer ganz anderen Herangehensweise. Unsere Absicht war es, somit auch eher auf eigenen Beinen stehen zu können. Verhoeven gab am Schluss sein “Blessing” zum fertigen Film, indem er als Executive Producer auch einen offiziellen Titel annahm, was mich sehr stolz machte. Für mich ist Paul Verhoeven einer der ganz großen Filmemacher aller Zeiten.

Du hast einen Film von Joe Dante produziert (The Hole), wie war dieses Erlebnis?

Das war eine sehr inspirierende und lehrreiche Erfahrung, von der ich noch heute zehre. Als kleiner Junge hatte ich alle Filme von Joe gesehen. Seine Filme waren ein Grund, weshalb ich überhaupt Regisseur werden wollte. Joe war also (wie auch Verhoeven) eine Legende für mich. Ich arbeitete sehr eng mit ihm zusammen und konnte so sehr viel von ihm lernen.

Wenn du Vorbilder als Regisseur nennen musst welche wären das und warum?

Neben Joe Dante und Paul Verhoeven: Spielberg, Cameron, Kubrick, Lynch, Scorsese, Sergio Leone… von deren Filme konnte ich nicht genug kriegen… aber die Liste ist natürlich endlos und geht kreuz und quer durch alle Sparten von Billy Wilder, Jean-Jacques Annaud, Robert Zemeckis über Peter Jackson und David Lean bis zu Ridley Scott.

Du hast zwei Einträge in die Sniper Series drehen dürfen. Sniper 4 und 7. Hattest du eine Beziehung zum ersten Teil oder ist dir die Reihe erst ein Begriff geworden als du als Regisseur verpflichtet wurdest?

Ich muss zugeben, dass ich den Original “Sniper" erst sah, als Sniper 4 ins Gespräch kam. Inzwischen ist mir die Serie ans Herz gewachsen, und vor allem die Figuren und deren Darsteller.

Wie teuer waren die beiden Teile und wie bekommst du diesen hochwertigen Look in deinen Filmen hin?

Sniper 4 kostete gerade mal 2.5 Millionen. Das war hart an der Grenze des Machbaren, waren wir doch in eher schwierigen Locations in Afrika. Der beträchtliche finanzielle Erfolg des Filmes ermöglichte dann die Weiterführung der Serie. Allerdings wurde auch ein Präzedenzfall fürs Budget gesetzt und die Kosten der folgenden Filme sind nur marginal auf ca. 3 Millonen pro Film gestiegen. Einen Actionfilm so billig herzustellen ist immer ein Drahtseilakt, der starke Nerven und noch mehr Einfallsreichtum verlangt. Da lässt man sich oft auf etwas ein, wovon man zu Beginn nicht genau weiß, ob es auch klappen wird.

Ist es für dich ok wenn man dich einen Actionregisseur nennt? Oder wie würdest du dich als Regisseur beschreiben?

Natürlich ist das okay. Das Actiongenre hat mich schon immer fasziniert. Ist ja auch eine Kunstform, für die das Medium Kino/Film geschaffen ist. Dieses Genre gibt’s in anderen Kunstformen eigentlich gar nicht.

In Sniper 7 waren zum ersten mal alle Sniper vertreten mit Tom Berenger, Billy Zane und Chad Michael Collins. Wie war die Zusammenarbeit und die Dreharbeiten?

Das tolle daran war, dass wir mit Tom und Billy nach über zwanzig Jahren die beiden Charaktere (Thomas Becket und Richard Miller) wieder zusammenbrachten. Die beiden Schauspieler sind legendär und echte Stars und brachten in dieser Reunion ihre ganze Vorgeschichte sowohl als Figuren als auch als Schauspieler mit. Das gab dem Erlebnis einen fast schon epischen Anstrich. Und es zwei unheimlich nette Kerle, die auch dem Sprössling Chad Collins (der mittlerweile am meisten Sniper Filme von allen drei auf dem Kerbholz hat) seinen Raum ließen. Ein wirklich gutes Trio, mit dem ich hoffentlich noch weitere Filme drehen darf.

Was macht für dich Chad Michael Collins aus und warum gibt er aus deiner Sicht so einen guten Actionhelden ab?

Chad ist unheimlich diszipliniert und konzentriert bei der Arbeit. Er bringt die nötigen physischen Voraussetzungen mit, die es für einen Actionfilm braucht und ist obendrein eine pure Freude bei der Zusammenarbeit. Alle kommen gerne zu Arbeit, wenn Chad vor der Kamera steht, er verbreitet allgemein gute Laune. Das ist immer ansteckend und somit wächst ein Team auch über sich hinaus, was absolut nötig ist, wenn man unter diesen (finanziell eher restriktiven) Umständen einen guten Actionfilm abliefern will.

Beyond Valkyrie, spielt im zweiten Weltkrieg. War das auch ein Genre das du immer gerne mal machen wolltest?

Dieser Film war eine ganz spezielle Erfahrung. Ich war selber überrascht, wie viel Spaß es machte, Historie nachzuahmen. Sich konkret in den zweiten Weltkrieg zurück zu versetzen in die Wirren der Ostfront, war instruktiv und inspirierend zugleich. Zudem bildete sich unter den Schauspielern der Jedburgh-Squad, die Aliierten, eine Set-Freundschaft, wie ich sie noch selten erlebte. Die Dreharbeiten machten richtig Spaß.

Gibt es noch ein Genre in dem du unbedingt einen Film machen möchtest?

Da gibt’s viele… ein guter Western, SciFi, Thriller… ich bin allen Genres gegenüber offen. Was zählt sind aber immer die Figuren. Wenn interessante Figuren vorkommen, dann ist das Genre, in welchem sich die Story abspielt, sekundär.

Von den Filmen die du bisher gedreht hast, was ist aus deiner Sicht dein bester?

Das kann ich nicht sagen. Alle sind mir sehr lieb. Gewisse Aspekte sind in dem einen besser gelungen als in einem anderen. Aber ganz generell ist immer der Film der beste, den ich als nächstes drehen werde. Der existiert erst in meiner Vorstellung. Und dort ist er perfekt :)

Mit deiner Erlaubnis würde ich dir ein paar Namen nennen und du kannst einfach sagen was dir zu diesen Personen in den Sinn kommt, ok?

Rutger Hauer

Äußerst liebenswürdig, mit einen guten Sinn für Humor.

Tom Sizemore 

Leider hat er einige schwierige Dinge durchgemacht im Leben, die auch ihre Spuren hinterlassen haben. Aber ein sehr talentierter, und äußerst feinfühliger Mensch.

Sean Patrick Flanery

Ein absoluter Star. Eine pure Freude in der Zusammenarbeit und ein hervorragender Prankster.

Was sind deine nächsten Projekte?

Acolyte. Ein Action-Thriller mit dem gleichen Produzentengespann wie bei Northmen. Geschrieben von Derek Kolstad (John Wick).

Gab es ein Angebot auch in einem deutschen Projekt mal Regie zu führen?

Es gibt ein, zwei Projekte, die ich versuche im deutschsprachigen auf die Beine zu kriegen.

Danke für die interessanten Antworten Claudio!