Adrian Bol ist ein preisgekrönter niederländischer Regisseur / Drehbuchautor. 2019 inszenierte und schrieb Bol seinen ersten internationalen Spielfilm LEGACY OF LIES mit Scott Adkins, Yuliia Sobol und Martin McDougall. Adrian war so nett, mit mir über seine Karriere zu sprechen, die zu Legacy of Lies führte, und auch über den Film selbst.

Fangen wir am Anfang an. Kannst Du uns etwas darüber erzählen, wo und wie Du aufgewachsen bist?

Ich bin in einer kleinen Stadt im Süden Hollands nahe der belgischen Grenze aufgewachsen.

Welche Filme haben dich in deiner Jugend beeinflusst?

Filme, die mich beeinflusst haben, waren The Godfather, Rosemarys Baby, La Dolce Vita, Last Tango in Paris und Apocalypse Now.

Kannst du uns sagen, wie du in das Filmgeschäft eingestiegen bist, was dich dazu bewegt hat und was dein erster Job im Filmbusiness war?

Ich bin während meines Studiums an der Rietveld Art Academy in Amsterdam in das Filmgeschäft eingestiegen. Ich wurde von einer kleinen Produktionsfirma engagiert, die TV-Dramas und Werbung produzierte. Ich musste bei Beleuchtung, Kamera, Transportwagen, Schnitt usw. helfen, und als sie sahen, dass ich den Ehrgeiz hatte, Regie zu führen, gaben sie mir die Möglichkeit dazu.

Kannst du uns etwas über deinen ersten Film Castingx erzählen?

Zu der Zeit, als ich Castingx machte, hatte ich meine eigene Produktionsfirma und machte hauptsächlich Werbung. Ich habe den Film selbst finanziert und mit einem großartigen Team begeisterter Leute sind wir zwei Wochen in die spanische Wüste gereist, um diesen Film zu drehen. Es war eine großartige Erfahrung und weil ich jeden Fehler möglich gemacht habe, war es die beste Filmschule aller Zeiten…;)

Du hast einen Kurzfilm mit dem legendären Rutger Hauer gemacht? Wie war diese Erfahrung?

Die Arbeit mit Rutger war wunderbar. Wenn du eine Kamera auf ihn richtest, passiert Magie. Er war einer dieser seltenen Schauspieler, die immer etwas Besonderes mitbringen und auf der Leinwand sehr stark vertreten sind. Später haben wir zusammen ein Drehbuch mit dem Titel "Rain Dogs" geschrieben und es war ein Privileg, so eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Zuerst war er mein Held, dann wurde er mein Mentor und schließlich wurden wir gute Freunde.

Wurdest du als niederländischer Filmemacher von Rutgar Hauer und Paul Verhoeven beeinflusst?

Ja, sie haben mich sehr beeinflusst. Zwei niederländische Filme, die ich liebe, sind Turkish Delight und Soldier of Orange, beide unter der Regie von Paul Verhoeven und beide mit Rutger Hauer. Als Teenager waren diese Jungs meine Helden. Als ich 20 war, war mein Spitzname Rutger, weil ich die gleichen langen blonden Haare hatte wie er bei Turkish Delight.

Du schreibst, produzierst und führst Regie bei deinen Projekten. Was ist für dich dabei am schwierigsten?

Produzieren ist der schwierigste Teil, weil es am wenigsten kreativ ist. Ich konzentriere mich lieber auf das Schreiben und Regie.

Du hast die Geschichte für Legacy of Lies geschrieben. Welche Filme haben dich dabei beeinflusst?

Nun, die Geschichte steht in der Tradition der Bourne-Filme, Girl with the Dragon Tattoo und natürlich James Bond.

Was war der Stil, den du dir für diesen Film vorgestellt hast?

Ich wollte einen edlen, reichen Stil mit einer grimmigen Edge. Außerdem wollte ich die ukrainische, recht brutale, Architektur so weit wie möglich nutzen.

Wie hast du Scott Adkins Adkins für den Film interessiert bekommen?

Er mochte das Drehbuch, das ist immer der Ausgangspunkt. Wir hatten einen Skype-Call und er mochte meine Vision, also sagte er ja.

War er "der Name", mit dem der Film schlussendlich finanziert wurde?

Ja, um einen Film mit diesem Budget zu finanzieren, benötigt man einen Schauspieler, der den Film mit seiner Anwesenheit, aber auch mit seinem Namen tragen kann.

Für mich hat Scott mit Filmen wie Avengement gezeigt, dass er sich auch als Schauspieler weiterentwickelt hat. Wie zufrieden bist Du mit seiner Leistung?

Ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung. In Legacy hatte er wirklich die Chance, seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und er hat großartige Arbeit geleistet.

Eine Frage, die ich dir stellen möchte, ist die Beziehung zwischen Scott und seiner Filmtochter. Ich war überrascht, dass sie wirklich heraussticht und auf interessante Weise funktioniert. Wie bist du darauf gekommen und was kannst du uns über die Performance der jungen Schauspielerin erzählen? War das auch etwas, das Scott zum Film hingezogen hat?

Es war definitiv etwas Neues für ihn. Ja, die Vater-Tochter-Beziehung war definitiv etwas, das ihn im Drehbuch anzog. Am Set gab es eine sehr starke Chemie zwischen Scott und Honor und sie steigerten sich gegenseitig in ihren Leistungen.

Hat Scott Tim Man zum Projekt gebracht? Die Kampfszenen sind wirklich sehr gut. Wie viel Zeit hattet Ihr für diese Sequenzen?

Ja, Scott wollte mit Tim arbeiten, und das war eine sehr gute Wahl. Tim ist unglaublich! Für die erste Kampfszene hatten wir einen Tag, für die zweite Kampfszene zwei Tage. Sie haben sehr hart gearbeitet!

Wo wurde der Film gedreht? Ist es richtig, dass der Hauptteil in der Ukraine gedreht wurde? Hast du dort schon mal gedreht?

Ja, 90% des Films wurden in Kiew und 10% in London gedreht. Es war eine großartige Erfahrung, denn die Crew in Kiew ist sehr kompetent und kreativ. Ich habe zuvor zwei Werbespots in Kiew gedreht, also wusste ich ein bisschen über das Niveau der Produktionen Bescheid.

Wie glücklich bist du mit dem fertigen Film? Worauf bist du am stolzesten?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und zum Glück nicht nur ich, sondern auch die beteiligten Darsteller, die Crew und die Produzenten. Der Film wurde in alle Gebiete der Welt verkauft und hat auf Festivals mehrere Preise gewonnen. Ich bekomme jetzt mehrere Angebote für neue Filme, was zeigt, dass die Leute den Film im Allgemeinen schätzen. Ich bin sehr stolz auf die Tatsache, dass ich wirklich den Film gemacht habe, der in meinem Kopf war. Ich muss mich bei den Produzenten Alla Belaya und Kris Solek bedanken, die mir das Vertrauen und die Freiheit gegeben haben, den Film zu machen, den ich machen wollte. Es gibt einige Szenen, die etwas außerhalb des Genres liegen, aber für mich ist das das Besondere an dem Film. Ich bin froh, dass sie mich in meiner Vision unterstützt haben.

An welche Szenen des Films denkst du?

Nun, wie du sagtest, sind die Kampfszenen wirklich sehr, sehr gut. Ich mag auch die Szene, in der Sasha (Yuliia Sobol) die Waffe an den Kopf legt, die Szene am Ende, in der Scott sich mit seiner Tochter (Honor Kneafsey) arangiert, und die Szene, in der er von Anna Butkevich verhört wird. Der Film hat sehr intensive, gewalttätige Szenen, aber auch sehr starke emotionale Szenen.

Roel Reine ist auch ein niederländischer Filmemacher, der mit Actionfilmen in Hollywood ziemlich bekannt wurde. Wie stehst du zu ihm?

Ich finde es erstaunlich, was er in Hollywood gemacht hat. Er ist definitiv ein positives Beispiel für mich.

Was sind deine nächsten Projekte?

Es befinden sich mehrere Projekte in der Entwicklung, eines davon mit Scott. Ich freue mich sehr darauf, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.

Danke Adrian!