Olivier Gruner trat im Alter von 18 Jahren der französischen Armee bei und wurde Mitglied der französischen Variante der US Navy Seals. Im Anschluss begann er Martial Arts zu studieren. Er praktizierte des weiteren Kickboxen und errang 1987 den Titel des Weltmeisters. Sein erster Film war Angel Town aus dem Jahre 1990. In den 90ern feierte er mit Actionfilmen wie Nemesis und Savate seine größten Erfolge.

Olivier dreht weiterhin noch fleißig Filme und stand mir freundlicherweise Rede und Antwort. Es hat zwar knappe 10 Monate gedauert bis das alles geklappt hat, aber Hartnäckigkeit zahlt sich halt manchmal aus.

Wie bist du zur Kampfkunst gekommen?

Ich hatte eine Auseinandersetzung, als ich ein Kind war. Ich wurde verprügelt und sie haben mir mein Geld gestohlen, danach hab ich beschlossen, Martial Arts zu erlernen.

Du warst Weltmeister im Kickboxen. War es für dich schwierig, den Übergang vom realen Kampf zum Film zu schaffen?

Es war nicht wirklich schwer, die Anpassungen vorzunehmen. Das einzige, worum ich die Stunt-Jungs bat, war ab und an einen Schlag oder einen Tritt auf den Körper zu bekommen. Als Kämpfer wurden wir die ganze Zeit im Bauch getroffen, das war keine große Sache, das war also das einzige, worüber es ab und an Beschwerden gab.

Du warst einige Jahre im Militärdienst. Diese Erfahrung, wie hat sie dein Leben verändert?

Ich meldete mich freiwillig im Marine Kommando an (Penfen), das ist das Äquivalent zu den Navy Seals. Nachdem wir eine große Tour durchlaufen haben, die einer 5-tägigen Höllenwoche entspricht, ohne Pause, ohne Schlaf, ohne Essen und mit allen möglichen verrückten Pass- oder Fail-Tests, da weiß man wer man wirklich ist. Wird man überleben und wenn ja, wie schwer verletzt ist man dann? Nach einem Jahr mit Tests und Schulungen und anderen Vorkommnissen wurde Ich mit meinem Team eingesetzt. Ich wurde 1979 in Afrika gefangen genommen, ich bekam ein paar Narben davon, ich habe nie wirklich darüber gesprochen, aber jetzt ist es in Ordnung, inzwischen kann ich das. Die Dauer dieser Gefangenschaft betrug mehr als 3 Stunden, ich weiß es genau, weil einer meiner Teamkollegen es mir sagte. Sie warteten versteckt auf mich. Ich war der einzige, der erwischt wurde. Dinge, die ich gelernt habe, das Zivilleben stinkt. "Ein Glas Wasser kann das sein, wovon du träumst, nicht im Lotto zu gewinnen. Du schätzt das Leben mehr und denkst nicht so viel über die Zukunft nach. Das Leben ist ein Abenteuer, gut, schlecht, es ist egal. Wir werden jeden Tag getestet und nach meiner militärischen Erfahrung weiß ich, dass ich alles überleben kann, ich brauche kein Bett, um gut zu schlafen, ich brauche keinen Alkohol, damit ich mich gut fühle. Die schlimmsten Situationen können wir überstehen, alles endet einmal. Meine militärische Erfahrung spielte eine große Rolle in meinem Leben. Deshalb mache ich so viele Dinge im Leben, ich fordere mich besonders gerne heraus, vor allem wenn ich älter werde.

Wie bist du dann zum Film gekommen? War das ein langjähriger Traum oder ein Ziel für Dich?

Kein Traum, es ist mir quasi bei den Filmfestspielen in Cannes zugeflogen, ich habe Zugänge kontrolliert und jemand hat mich später beim Training gesehen und mich gefragt, ob ich bei einem Film mitmachen möchte. Ich hatte ein Treffen mit den beiden Autoren und sie baten mich, ihnen von meinem Leben zu erzählen, und so kamen sie dann zur Story von Angel Town. Also bin ich nach LA gegangen, habe die Produzenten getroffen und ein paar Monate später waren wir am Set von Angel Town. Ich habe nie davon geträumt, Schauspieler zu sein, ich wollte eigentlich mein eigenes Kampfsportstudio besitzen.

Ich schaue mir aktuell einige deiner älteren Filme an. Was denkst du über dein Debüt: Angel Town im Rückblick? Bist du stolz auf deinen Film und deine damalige Leistung?

Auch ich habe Angel Town wiedergesehen. Ich liebe solche Filme immer noch, sie handelten mehr von Charakteren als von Effekten und den schnell abgedrehten Filmen, die wir jetzt haben. Angel Town war mein erster Film und die Leistung war gut für meinen ersten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Schauspielerfahrung hatte. Also ja, ich bin stolz auf Angel Town, viele Fans wollen eine Fortsetzung sehen. Die Kampfszenen sind old shool gedreht gedreht, jetzt gibt es immer Nahaufnahmen und jede Menge Movement. Die Trainingsmontage ist immer noch eine der besten in diesem Genre.

Dein nächster Film ist vielleicht immer noch einer deiner besten und berühmtesten: Nemesis. Wie bist du zur Rolle gekommen?

Ich hatte einen 5-Film-Vertrag mit Imperial abgeschlossen und Albert kam mit dem Drehbuch auf mich zu und wir entschieden uns dafür das zu meinem nächsten Film zu machen. Also wurde mir Nemesis von Albert, dem Regisseur vorgeschlagen. Ich hatte drei Wochen Zeit, mich auf den Charakter von Alex Rain vorzubereiten. Viel Training und Recherche. Die Vorproduktion hat wirklich Spaß gemacht, viel Arbeit und gleichzeitig viel Kreativität.

Bist du immer noch stolz auf diesen Film? Und warum, denkst du, lieben so viele Menschen diesen Film immer noch?

Das Budget betrug über 4 Millionen, wir haben damals mit den Top-Leuten in Hollywood zusammengearbeitet. Zum ersten Mal konnte ich mich auf meinen Charakter konzentrieren und mich nicht um die äußeren Probleme der Produktionen kümmern. Ja, ich bin stolz darauf. Die Leute lieben ihn, weil es um die Charaktere geht und nicht nur um Explosionen und wilde Schießereien.

Der Charakter von Alex Rain, was hat den Charakter für dich besonders gemacht?

Ja, Alex Rain war etwas ganz Besonderes für mich. Jeden Tag wurde ich mehr zur Maschine. Ich denke, das ist ein großartiger Charakter, der Konflikt, unsere Menschlichkeit zu verlieren, das Kind in uns, die Unschuld, die wir hatten, die wir verloren haben. Alex war sehr gut darin in seiner Profession als Polizist, aber er verlor seine Menschlichkeit, indem er immer mehr zur Maschine wurde. Die Narben der Schlachten, die wir alle nach einem traumatischen Ereignis haben.

Wie war es, mit Albert Pyun zu arbeiten? Hast du noch Kontakt zu ihm?

Die Zusammenarbeit mit Albert war großartig. Ich habe die Vorproduktion mit ihm geliebt. Wir haben uns vor Jahren gesehen, vielleicht arbeiten wir mal wieder zusammen. Albert ist ein großartiger Visionär und ja, wir reden ab und zu.

Warum war die Vorproduktion mit Mr. Pyun so besonders?

Die Vorproduktion war eine Menge Arbeit und Spaß zugleich, wir haben so hart für diesen Charakter trainiert und gearbeitet. Diese Phase ist die beste, die Kreativität, die mit der Arbeit einhergeht, ist der Grund, warum wir gerne schauspielern.

Was denkst du über die Fortsetzungen? (Hier zum Interview mit Sue Price, Darstellerin Nemesis 2-4)

Was ich über die Fortsetzungen denke, Ich glaube nicht, dass ich es ausdrücken sollte. Kein Kommentar! 

Bei Savate war Isaac Florentine dein Regisseur. Woran erinnerst du dich bei der Zusammenarbeit? Später arbeitete er viel mit Scott Adkins und drehte einige unglaubliche Actionfilme wie Undisputed 2. Möchtest Du in Zukunft wieder mit ihm oder mit Mr. Adkins arbeiten?

Ich arbeite gerne mit jedem zusammen, es kommt viel mehr auf die Figur im Film an. Ich bin inzwischen sehr wählerisch. Einfach in einem Film zu sein, ist nicht das, wonach ich suche, ich möchte eine gute Rolle und nicht nur einen Auftritt in irgendeinem Film. Also ich will wirklich eine gute Geschichte und einen guten Charakter. Ich trainiere auch viel mit Waffen, ich kann mir keine Filme mit schlechten Techniken ansehen.

Du hast drei Circuit Filme mit dem Schauspieler / Regisseur Jalal Merhi (hier übrigens das Interview mit Jalal) gedreht. Woran erinnerst Du dich bei dieser Trilogie?

Ich liebe diese Filme immer noch, ich vermisse Blockbuster-Läden (Anmerkung: Videotheken), in denen wir all diese älteren Filme finden konnten. Ich kenne UFC-Kämpfer, die mir erzählten, dass sie sich von unseren Filmen inspirieren ließen. Einfache Geschichten mit starken Charaktern, das hatten wir in den 90ern. Ich liebe diese Zeit und diese Filme immer noch.

Du hast kürzlich den Film Showdown in Manila gedreht, der vor einigen Monaten in Deutschland veröffentlicht wurde. Kannst du uns etwas über den Film erzählen? Ich habe den Film gesehen und es fühlt sich manchmal an wie ein großes Wiedersehen mit den großen Actionstars aus den 90ern. Hattest Du das gleiche Gefühl am Set?

Dies war eine einfache Geschichte, es war großartig, mit einigen langjährigen Freunden zu arbeiten, das hat Spaß gemacht. Ja, es fühlte sich wie eine Wiedervereinigung der guten alten Zeiten an. Wie gesagt, einfach sehr viel Spaß.

Was sind deine aktuellen Projekte?

Ich arbeite an einer TV-Serie, die auch The Circuit heißen soll und ich habe angefangen, selbst ein Martial-Arts-Drehbuch zu schreiben.

Du hast bei einigen deiner Filme Regie geführt und produziert. Ist das etwas, worauf du dich in Zukunft noch mehr konzentrieren möchtest, vor allem das Regie führen?

Ich würde gerne noch ein paar Filme als Regisseur machen, aber beim Schauspielen möchte ich den Schwerpunkt halten, hier möchte ich mich noch weiterentwickeln.

Hast du einen Lieblingskampf aus deinen Filmen?

Ja, in Mercenary mit dem verstorbenen, großartigen John Ritter. Die ersten Kämpfe, als ich das Mädchen rette. Schaut es euch an, wenn ihr die Chance dazu bekomt, es ist wirklich ein guter Film mit einer starken Besetzung.

Wann sehen wir dich wieder in Deutschland?

Ich komme im September zur Astronomicon in Kassel, einer Con von Oliver Krekel. Kommt und trifft mich dort! Ich freue mich darauf!

Danke für deine Zeit Olivier!