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#782 Criminal Squad 2 (Den of Thieves 2)

©Constantin
©Constantin

Überraschend gelungenes Sequel

 

Criminal Squad 2 (7.5/10)

 

Story:

Es ist noch nicht lange her, dass FBI-Ermittler Nick Flanagan (Gerard Butler) erkennen musste, dass er nicht der Sieger war, sondern der clevere Handlanger Donnie Wilson (O'Shea Jackson Jr.). Dieser hatte den großen Coup von Anfang an geplant und konnte sich schließlich mit einer ordentlichen Summe Geld aus dem Staub machen. Flanagan will das natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Der grimmige Cop erfährt, dass Donnie sich einer neuen Crew angeschlossen hat, die erneut einen spektakulären Coup plant: Das Ziel ist diesmal das World Diamond Center in Antwerpen, eine Börse für kostbare Edelsteine. Der Überfall soll in Zusammenarbeit mit der berüchtigten Panther-Mafia durchgeführt werden. Flanagan reist nach Europa und begibt sich auf die Jagd nach Donnie, gerät dabei jedoch selbst unerwartet in den Strudel der verbrecherischen Ereignisse.

 

Criminal Squad 2 startet am 16. Januar in den deutschen Kinos! Hier erfahrt ihr schon vier Tage vorher, ob sich der Kinobesuch lohnt.

 

Der erste Teil von Criminal Squad erschien 2018 und entwickelte sich durch Mundpropaganda und positive Kritiken unter Thriller-Fans zu einem Achtungserfolg. Insbesondere Fans von Filmen wie Heat lobten den Streifen, der dadurch populärer und erfolgreicher wurde, als es wohl ursprünglich erwartet war. Und was erfolgreich ist, wird fortgesetzt – so funktioniert Hollywood. Es hat zwar sechs Jahre gedauert, aber jetzt ist Criminal Squad 2 endlich da.

 

Zu Beginn muss ich zugeben, dass ich mit gewissen Vorbehalten ins Kino gegangen bin. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass ein zweiter Teil, angesiedelt auf einem anderen Kontinent, mit einem völlig neuen Setting und nur zwei wiederkehrenden Charakteren aus dem ersten Teil, wirklich funktionieren könnte. Doch der Film hat mich positiv überrascht: Es funktioniert tatsächlich – und unterhält mich sogar noch besser als der düstere erste Teil.

 

Regisseur Christian Gudegast hat hier eine spannende Gratwanderung hingelegt. Figuren, die im ersten Teil in einem grimmigen Kontext agierten, funktionieren plötzlich auch in einem europäischen Heist-Setting. Es ist ein seltsames Gefühl – eigentlich sollte das nicht passen, aber es tut es. Die Atmosphäre ist insgesamt etwas freundlicher, aber immer wieder kommt ein Tiefschlag aus dem nix.

 

Während der erste Teil noch ein klassisches Cops vs. Robbers-Thema behandelte, geht es im zweiten Teil eher um Robbers vs. Robbers vs. Robbers. Das verleiht dem Film eine neue Dynamik und verändert seinen Stil deutlich. Mit immer länger werdender Laufzeit tauchte ich aber immer mehr in diese Welt ein und ließ mich von diesem Ansatz überzeugen. Auch ein finaler Twist gehört wohl zum Stil der Reihe.

 

 

Spoiler Anfang:

 

Der Twist, dass Butler letztlich doch kein Leben als Gangster führen kann, ist überraschend – oder auch nicht, je nach Perspektive. Es ist fast schade, dass sich Big Nick nicht dazu entscheidet, endgültig auf die andere Seite zu wechseln. Gleichzeitig passt es aber zu seinem Charakter, der fast schon selbstzerstörerisch agiert. Am Ende bleibt Big Nick sich treu – bis zur letzten Szene des Films.

 

Spoiler Ende.

 

 

Gerard Butler steht noch stärker im Fokus als zuvor. Zwar teilt er sich die Hauptrolle mit O'Shea Jackson Jr., aber letztlich ist das hier die große Big-Nick-Show. Sein heruntergekommener Macho ist eine abgewrackte, aber faszinierende Figur, und man merkt Butler an, wie viel Spaß es ihm macht, in diese Rolle zu schlüpfen.

 

O'Shea Jackson Jr. erweist sich als perfekter Gegenpart zu Butler. Der „Buddy-Faktor“ bleibt überschaubar (wenn auch vorhanden), schließlich sind sie eigentlich Feinde. Vielleicht trifft der Begriff „Frenemies“ am ehesten zu. Die Dynamik zwischen den beiden hat mich jedenfalls unglaublich gut unterhalten – es fühlt sich an wie ein Traum, in dem Al Pacino und Robert De Niro am Ende von Heat doch Freunde werden.

 

Bei den Nebenrollen gibt es zwar keine großen Namen, aber das Casting ist durchweg gelungen. Besonders die serbische Gang überzeugt mit ihrer Präsenz und authentischen Darstellungen. Ihre Flüche waren für mich als Kroaten ein besonderes Highlight – ich musste mehr als einmal laut lachen. (Das „Fuck NATO“-Zitat passt im Kontext des Films, spiegelt aber nicht meine persönliche Meinung wider. 😉)

 

Das europäische Setting verleiht dem Film einen komplett anderen Look, der wunderbar funktioniert. Es gibt eine Szene, in der in einen Tunnel gefahren wird – visuell ein klarer Gruß an Michael Mann. Gudegast zeigt erneut, wie sehr er von diesem Regisseur inspiriert ist und was für einen energetischen Stil er besitzt.

 

Der Film dauert erneut über 120 Minuten (zumindest in der Fassung, die ich bei der Pressevorführung gesehen habe), zieht sich aber für mich keine Sekunde. Wie stark sich die gekürzte internationale Fassung von Constantin zur US-Fassung unterscheidet, bleibt abzuwarten. Der Heist selbst steht diesmal noch mehr im Vordergrund, und die ausführliche Planung nimmt einen großen Teil der Laufzeit ein. Wenn es dann zur Action kommt, kracht es dafür ordentlich. Besonders die Verfolgungsjagd inklusive Schießerei hat mich begeistert und weckt richtiges Retro-Feeling.

 

Zwar ist der Film kein Action-Feuerwerk, und manch einer könnte bemängeln, dass er sich in der Mitte etwas zieht. Für mich persönlich war das jedoch nicht der Fall – ich mag die Charaktere inzwischen so sehr, dass mir zu keiner Zeit langweilig wurde.

 

Das Ende lässt die Tür weit offen für einen weiteren Teil, und darauf hätte ich wirklich Lust. Regisseur und Hauptdarsteller scheinen perfekt aufeinander eingespielt zu sein, und die Welt, in der sie sich bewegen, bietet noch viel Potenzial. Da haben sich wirklich drei gefunden.

 

Gudegast hat bereits angedeutet, dass er mindestens einen weiteren Teil geplant hat und sich weiterhin an realen Heists orientieren will. Hoffen wir, dass der zweite Teil erfolgreich genug bleibt, um diese Pläne zu realisieren.

 

Fazit: Das Sequel ist weit besser, als ich erwartet hatte, und gefällt mir sogar einen Tick besser als der Vorgänger! Vielleicht bin ich damit eine Ausnahme, aber das ist mir egal. Butler und O'Shea Jackson Jr. haben eine großartige Chemie entwickelt, und auch der Regisseur scheint diese Charaktere zu lieben. Der Film ist hochwertig produziert, weniger düster als sein Vorgänger, und der Heist ist spektakulär. Alles in allem: ein großer Spaß!

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