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#780 Deadpool & Wolverine

©Disney
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Absoluter Overkill!

 

Deadpool & Wolverine (6/10)

 

Story:

Die Marvel Studios präsentieren ihren bisher größten Fehler. Seine Tage als Deadpool liegen hinter ihm: Ein lustloser Wade Wilson (Ryan Reynolds) schuftet im zivilen Leben. Doch als seine Heimat bedroht wird, zieht er widerwillig seinen Superanzug wieder an, um Wolverine (Hugh Jackman) zu überzeugen ... was zur Hölle, schaut euch einfach den Film an!

 

Ich bin seit dem Ende der MCU-Phase III extrem superheldenmüde. Avengers: Infinity War und Endgame waren für mich die Höhepunkte der Reihe, und die Folgefilme konnten mich überhaupt nicht mehr vor den Bildschirm locken. Nur für meine geliebten Guardians of the Galaxy Vol. 3 machte ich eine Ausnahme – und ich habe es tatsächlich nicht bereut. Der Film war ein Highlight.

 

Als ich hörte, dass Deadpool und Wolverine zusammen in einem Film auftreten sollten, war ich zwar skeptisch, aber ausreichend motiviert, mir das mal anzusehen – trotz teilweise vernichtender Kritiken aus meinem Freundeskreis. Den ersten Deadpool fand ich einfach nur klasse (Deadpool: 9/10), und auch Deadpool 2 (7,5/10) konnte mich noch sehr gut unterhalten. Ich war gespannt, wie gut dieser Charakter im Disney/Marvel-Universum funktionieren kann.

 

Zur Erinnerung: Disney kaufte Fox, und somit kamen die Rechte zu den X-Men (damit auch Deadpool) und den Fantastic Four zurück zu Marvel. Ich liebe den Wolverine-Charakter, und obwohl er mit Logan (10/10) eigentlich schon einen perfekten Abschlussfilm erhalten hat (für mich bereits jetzt ein Klassiker), hatte ich nach ein paar Jahren doch wieder Lust, Jackman als Wolverine zu sehen. Auch hier war ich neugierig, wie das im Deadpool-Kontext funktionieren würde.

 

Das Fazit fällt gemischt aus: Wer eine Nummernrevue erwartet und das Ganze wie einen Comic-Strip betrachtet, wird wahrscheinlich zufrieden sein. Wer jedoch einen Film mit einer durchdachten Story sucht, eher nicht. Die dünne Story treibt das Multiverse auf die Spitze und bedient sich wild einmal quer durch die Fox-Filme und das MCU – ohne dabei etwas ernst zu nehmen.

 

Das war schon beim zweiten Teil ein Problem: Wie soll Bedrohlichkeit aufkommen, wenn jede ernste Szene sofort durch den Kakao gezogen wird? Hier wird der ernste Teil zwar stark zurückgefahren, aber damit verkommt das Ganze mehr und mehr zu einer Abfolge von Sequenzen und Gags, die mal mehr, mal weniger zünden. Mir ist das teilweise einfach zu viel: zu viel Meta-Humor, der versucht, cool zu sein, und plump sich wiederholende Fäkalsprache. Auch die Roadtrip Sequenzen zünden bei mir nur bedingt, es wirkt episodenhaft.

 

Es gibt auch eine Reihe von Anspielungen und Inside-Gags, die selbst an mir vorbeigegangen sind und die am Otto-Normal-Gucker völlig vorbeigehen werden. Ganz ehrlich: Nicht jeder muss wissen, wer Kevin Feige ist, und irgendwann sind es auch mal genug Anspielungen auf die eigene Genialität.

 

Am stärksten sind mir tatsächlich die Szenen mit Hugh Jackman in Erinnerung geblieben. Er zeigt, dass er nicht nur in hervorragender körperlicher Verfassung ist, sondern auch, dass er weiterhin nichts von seinem Können eingebüßt hat. Jackman verleiht Wolverine eine emotionale Bandbreite, von der Reynolds nur träumen kann. Er dominiert jede Szene, in der er zu sehen ist. Auch die Sequenz mit den unterschiedlichen Wolverines aus anderen Universen hat mich richtig gut unterhalten. Jackman for MVP!

 

Spoiler

 

Hier folgen nun ein paar Spoiler. So richtig würdigen kann man das Ganze nicht, ohne ein paar Details zu verraten. Diese Highlights waren für mich – neben Wolverine – die besten Momente des Films.

Kleine Gags wie Henry Cavill als Wolverine oder Chris Evans als Johnny Blaze sind ganz nett. Aber wenn Channing Tatum als Gambit, Jennifer Garner als Elektra oder Wesley Snipes als Blade auftauchen, ist das einfach nur "Wow." Ich gehe so weit zu sagen: Für Wesley Snipes als Blade lohnt sich der Film allein. Der Mann zeigt, dass er locker noch einmal in die Rolle schlüpfen könnte, und macht einfach richtig Spaß.

 

Spoiler Ende

 

Der Härtegrad kann sich durchaus sehen lassen – die FSK-16-Freigabe ist mehr als verdient. Wer die ersten beiden Deadpool-Filme gesehen hat, den kann zwar nicht mehr viel überraschen, aber Highlights waren für mich der Kampf zwischen Wolverine und Deadpool im Auto (da habe ich tatsächlich mal gelacht) sowie die Schlacht mit den Gaststars.

 

Wenn Wolverine und Deadpool unter Madonnas Like a Prayer durch andere Deadpools metzeln, kommt doch noch einmal richtig Laune auf. Die Musikauswahl passt nicht immer für mich und wirkt teilweise zu gewollt – aber an manchen Stellen ist sie einfach perfekt.

 

Der Film war ein massiver kommerzieller Erfolg (den Marvel nach einigen Fehlschlägen dringend nötig hatte). So wie Disney tickt, muss man damit rechnen, dass ein weiterer Deadpool-Film geplant ist. Aber für mich ist die Lust darauf tatsächlich erloschen. Auf der einen Seite wird man diesen Film nicht mehr toppen können, was wilde Ideen angeht, und auf der anderen Seite ist das Ganze inzwischen einfach zu abgedreht. Dann lieber doch noch einmal den ersten Deadpool ansehen – oder Logan.

 

Das ist jedoch Geschmackssache. Es wird durchaus Menschen geben (und das ist auch ihr gutes Recht), die diese Show, die hier geboten wird, feiern werden.

 

Fazit: Deadpool & Wolverine war der Traum vieler Fans. Der Film bietet eine unglaubliche Dichte an Charakteren und Überraschungen, ist aber ein maximaler Overkill mit einer losen Story und einigen Hit-and-Miss-Momenten. Es ist toll, Jackman als Wolverine zu sehen, aber gleichzeitig ist der Film für mich der schwächste Teil der Deadpool-Reihe.

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