Hat mich positiv überrascht!
Criminal Squad (7.5/10)
Story:
Die Federal Reserve Bank im Herzen von Los Angeles gilt als uneinnehmbar. Gerade deshalb wird sie zum Ziel einer Gruppe Bankräuber, die als die erfolgreichste kriminelle Gang von L.A. berüchtigt ist. Um diese furchtlosen Verbrecher aufzuhalten, braucht es eine besondere Art von Polizisten – und die findet sich im Team von Nick Flanagan (Gerard Butler), der sich selbst als „Gangster-Cop“ bezeichnet. Doch wer wird am Ende triumphieren: die skrupellosen Gangster oder die erbarmungslosen Cops? Ein gnadenloser Konflikt zwischen den beiden Lagern ist vorprogrammiert.
Am 16. Januar startet Criminal Squad 2 (der Originaltitel Den of Thieves 2 ist meiner Meinung nach deutlich passender) in den deutschen Kinos – der perfekte Zeitpunkt, um über den ersten Teil zu sprechen.
Ich beziehe mich hier auf die amerikanische Kinofassung des Films. Zur Erklärung: Die deutsche Kinofassung wurde vom Verleiher gekürzt, nicht in Bezug auf Gewalt, sondern auf erweiterte Handlungsszenen, und hat eine Laufzeit von 120 Minuten. Die amerikanische Kinofassung hingegen ist 140 Minuten lang und fügt dem Film deutlich mehr erzählerische Tiefe hinzu, vor allem für die private Situation von Butlers Charakter. Zusätzlich gibt es eine Unrated-Fassung mit 149 Minuten, die jedoch keinen offiziellen Director’s Cut darstellt. Dieses Durcheinander ist ärgerlich, und die Kürzungen durch Concorde wirken unnötig.
Auf der Webseite „Schnittberichte“ kann man sich hierzu detaillierter informieren. Wichtig zu wissen: Keine der Fassungen verzichtet auf Gewalt oder Action. Es geht lediglich um zusätzliche Handlungselemente, die die ruhige Erzählweise des Films ergänzen. Welche Fassung man bevorzugt, bleibt letztlich Geschmackssache:
Deutsche Kinofassung: Straff und fokussiert auf den Heist und die Jagd.
Amerikanische Kinofassung: Verleiht Butlers Charakter mehr Tiefe und Komplexität.
Unrated-Fassung: Baut die erweiterten Szenen noch weiter aus (für mich jedoch verzichtbar).
Ich liebe Heat. Für mich persönlich ist das der beste Film aller Zeiten. Wenn ein Film positiv aufgenommen wird und Vergleiche mit Heat gezogen werden, bin ich sofort interessiert. Klar, Criminal Squad erreicht nicht die Klasse von Heat – das muss er aber auch nicht. Er entwickelt genug Eigenständigkeit, um unterhaltsam und sehenswert zu sein.
Regisseur Christian Gudegast zeigt in manchen Sequenzen und Bildkompositionen seine Inspiration durch Heat und Michael Mann. Eine Aufnahme von Butler am Strand könnte direkt aus einem Film von Mann stammen.
Die Story dreht sich um zwei Gruppen: die „Good Guys“ (wobei man das hinterfragen kann) und die „Bad Guys“ (die teilweise sehr sympathisch sind), alle Charaktere haben ihre Fehler. Dazu kommt
O’Shea Jackson Jr. als spannende Bonusfigur. Auf Seiten der Good Guys überstrahlt Gerard Butler alles, während bei den Bad Guys die Rollen ausgeglichener sind. Der Film bietet einen
überraschenden Twist, der zwar gut umgesetzt ist (die ein oder andere Logiklücke wird ignoriert), aber Geschmackssache bleibt. Das Ende passt für mich tonal nicht ganz zum Rest des Films (siehe
Spoiler).
Der Film hat eine unaufgeregte Erzählweise und lässt sich Zeit die Story zu spinnen und die Charaktere teilweise aufeinander prallen zu lassen. Trotzdem hat sich der Film für mich zu keiner
Minute gezogen, was für den Regisseur und die Qualität der Produktion spricht.
Gerard Butler ist für mich eine sichere Bank. Der Mann macht selten schlechte Filme und hat ein gutes Gespür für Rollen, die zu ihm passen und in denen ihn seine Fans akzeptieren und sehen wollen. Hier verkörpert er einen Charakter mit selbstzerstörerischen Zügen (er hat auch ordentlich zugelegt für den Film), der trotz seiner Fehler Sympathien weckt und auf dessen Seite man sich befindet.
Pablo Schreiber und 50 Cent führen die Heist-Crew an. Vor allem Schreiber überrascht mit einer starken Performance und zeigt echtes Starpotenzial. Ich hoffe Schreiber bekommt noch Chancen in großen Produktionen. 50 Cent hingegen ist nicht mein Favorit, wird im Kontext des Films aber gut eingebunden und geht mir deshalb weniger auf die Nerven.
O’Shea Jackson Jr., Sohn von Ice Cube, ist für mich die Überraschung des Films. Seine natürliche Art zu spielen und sein komplexer Charakter verleihen dem Film zusätzliche Spannung. Es wird gut erzählt und gespielt wie er da zwischen die Fronten der Crews gerät. Jedoch wendet sich das Blatt noch.
Leider bleiben einige anderen Figuren, insbesondere in Butlers Team, blass. Die Heist-Crew wirkt mit ihren Ecken und Kanten deutlich spannender. Brian Van Holt hätte man beispielsweise mehr Tiefe geben können. Alle sind total Macho, der Film wirkt dadurch teilweise herrlich oldshoolig, aber bissl mehr Tiefe hätte Teilen der Crews gut getan.
Spoiler Anfang:
Der Twist, dass O’Shea Jackson Jr. das eigentliche Mastermind ist, ist gut umgesetzt. Dennoch wirkt das Ende in London, mit einem gerissenen Gauner und dem leichten Tonfall, fehl am Platz. Es
passt eher zu einem lockeren Heist-Movie als zu einem düsteren Crime-Thriller. Das ist meine rein persönliche Wahrnehmung.
Spoiler Ende.
Die Feuergefechte, insbesondere das Finale, erreichen zwar nicht die Klasse von Heat, sind aber im Vergleich zum aktuellen Einheitsbrei eine positive Ausnahme. Handgemacht, wuchtig und akustisch eindrucksvoll. Der Film ist kein reiner Actionfilm, sondern eher ein Thriller mit ruhiger Erzählweise und Fokus auf die Charaktere – ähnlich wie Heat oder The Town. Wenn es aber knallt, dann richtig. Das ist alles hochwertig produziert.
Ich bin gespannt auf Teil 2. Criminal Squad hat als grimmiger Heat-Verschnitt überraschend gut funktioniert. Das Ende wich tonal vom Rest ab, aber wie der Nachfolger darauf aufbaut, bleibt interessant. Dieses Mal wurde von Constantin bestätigt, dass eine internationale Fassung verwendet wird, was zumindest ein Schritt in die richtige Richtung ist, auch wenn diese im Vergleich zur US Kinofassung wieder kürzer ist (immerhin hat Constantin aber nicht selber Hand angelegt).
Fazit: Der Film hat mich positiv überrascht. Die Anleihen bei Heat sind unübersehbar, trotzdem hat Criminal Squad genug eigene Identität. Die Feuergefechte rocken, die Charaktere sind ausreichend vielschichtig, und mit Butler macht man selten etwas falsch. Das Ende ist mir etwas zu leicht im Ton gen Ende, aber der Film macht dennoch richtig Laune!
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