Unnötig und lässt mich verwirrt zurück
Kill Em All 2 (4/10)
Story:
Sieben Jahre nach den Ereignissen von Kill Em All leben der pensionierte Spion Phillip (Jean-Claude Van Damme) und seine lange vermisste Tochter Vanessa (Jacqueline Fernandez) friedlich in Italien. Doch als ihr Aufenthaltsort von Vlad (Andrei Lenart), dem rachsüchtigen Bruder ihres früheren Ziels, entdeckt wird, müssen sie alles tun, um seiner gnadenlosen Armee zu entkommen. Auf der Flucht, zahlenmäßig unterlegen und um ihr Leben kämpfend, schließen sich Vater und Tochter zusammen, um sich und das Dorf zu retten, das Phillip einst sein Zuhause nannte. Um Vlads Männer zu besiegen und die unschuldigen Leben zu schützen, die sie in Gefahr gebracht haben, wissen Phillip und Vanessa, dass ihre Aufgabe erst dann erledigt ist, wenn die letzte Kugel abgefeuert wurde.
Manchmal wundert man sich, wie gewisse Filme das Licht der Welt erblicken. Kill Em All 2 ist dafür das perfekte Beispiel. Mit Verwunderung habe ich festgestellt, dass der erste Teil bereits sieben Jahre auf dem Buckel hat. Der Film war damals kein großer Erfolg und als Van-Damme-Film bestenfalls okay – mehr aber auch nicht. Warum daraus nun ein Franchise gemacht werden musste, wird wohl immer ein Rätsel bleiben.
Ich, als großer Van-Damme-Fan der ersten Stunde (mit sieben habe ich das erste Mal Bloodsport gesehen), freue mich auf jede neue Produktion rund um die „Muscles from Brussels“, nur um dann in den letzten Jahren regelmäßig enttäuscht zu werden. Trotzdem gewinnen bei mir immer wieder die Positivität, Vorfreude oder Naivität – je nachdem, wie man es sehen möchte.
Der Trailer sah immerhin ein wenig hochwertiger aus als der erste Teil. Während dieser vornehmlich in einem verlassenen Krankenhaus spielte, waren im Trailer von Kill Em All 2 wenigstens ein paar malerische Küstenstädtchen-Kulissen zu sehen. Also wagte ich mich an den Film.
Die Handlung spielt sieben Jahre nach dem ersten Teil. Auch wenn Autumn Reeser nicht mehr mit von der Partie ist, gibt es mit Van Damme, Peter Stormare und Maria Conchita Alonso bekannte Gesichter zu sehen. Die Geschichte ist jedoch ultrasimpel und schon oft erzählt worden: Der Bruder des toten Mafiabosses aus Teil 1 will Rache. Dazu kommen ein paar Intrigen – das war’s.
Soweit so gut. Ich meine, das ist typisches B-Movie-Futter. Doch bei der Umsetzung gibt es einiges zu bemängeln. Zu Beginn war mir nicht klar, dass es sich um Van Damme und seine Filmtochter handeln soll. Die beiden haben absolut keine Ähnlichkeit miteinander, und man bekommt das Gefühl, dass sich hier jemand in den Film eingekauft hat.
So malerisch die Küstenstädtchen auch wirken und den Film hochwertiger erscheinen lassen als die x-te Produktion aus Rumänien oder Bulgarien, umso schwächer ist der Rest. Bei den Kämpfen ist der verstärkte Einsatz von Doubles deutlich zu sehen. Langsam bewegt sich mein geliebter Van Damme in Sphären eines Steven Seagal – es wird sogar beim Laufen hin und wieder gedoubelt. Im Originalton habe ich mindestens einmal den Einsatz eines (sehr schlechten) Voice-Doubles bemerkt.
Van Damme verteilt zwar immer noch ein paar Kicks, aber es macht mich traurig, ihn so zu sehen. Der gute Mann wird alt (das sieht man besonders in Close-ups ohne Brille). Warum arbeitet man nicht besser darum herum und setzt ihn sparsamer und effektiver ein, statt mit so vielen Doubles zu arbeiten? Auch durch die Einbindung seiner Filmtochter und anderer Nebenfiguren hat er deutlich weniger Screentime als erwartet – dabei schaut man den Film schließlich wegen ihm.
Peter Stormare ist ebenfalls sichtbar gealtert. Der Mann ist über 70 und nach wie vor ein spannender Darsteller, aber die gefärbten Haare und der Bart sehen schrecklich aus. Maria Conchita Alonso hat gerade mal zwei kurze Szenen. Ich tippe, sie hatte etwa einen halben Drehtag. Viele der Darsteller scheinen hier eher wegen eines schnellen Zahltags als aus Überzeugung dabei gewesen zu sein.
Der serbische Bösewicht holt das Maximum aus seiner klischeehaften Rolle heraus, bleibt aber ebenfalls austauschbar. Einer seiner Handlanger wird übrigens vom Van Damme Sohn Nic Van Damme gespielt. Den anderen Van Damme Sprössling: Kris Van Damme sucht man vergebens.
Es gibt einige nette Kämpfe, aber das Finale ist im Vergleich zum Start des Films eine Enttäuschung. Im ersten Teil war irgendwie mehr los – und da waren alle noch sieben Jahre jünger.
Die Sache mit dem Dorf hat mich verwirrt: Der Film spielt in Italien, aber das eine Dorf soll plötzlich in Slowenien liegen? Das wirkt völlig deplatziert, zumal das Dorf eindeutig italienisch oder vielleicht kroatisch aussieht. Einmal wird Rakija erwähnt, und das soll dann authentisch sein? Hier hat man sich in der Produktion wohl verloren, ohne dass jemand darauf geachtet hat.
Peter Malota, Albaner, Freund und häufiger Kollege von Van Damme und im ersten Teil Regisseur war hier nicht mehr dabei, der hätte das Länderchaos ordnen können.
Der Film erschien in Deutschland noch nicht auf physischen Medien kann aber auf Prime oder ähnlichen Anbietern gegen eine Gebühr gestreamed werden.
Fazit: Eine unnötige Fortsetzung zu einem kaum bekannten, durchschnittlichen Film. Der Film hat wenig Budget, zu viele Doubles, eine uninspirierte Story, handwerkliche Schwächen und ein wirres Drehbuch. Dazu kommen Darsteller, die offensichtlich nur für einen schnellen Paycheck dabei sind. Insgesamt leider eine große Enttäuschung, selbst bei minimalen Erwartungen.
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Eric (Freitag, 03 Januar 2025 18:43)
Das denke ich auch...hast du gut geschrieben und geurteilt.Schade für Vam damme Fans..
Skrobocop (Mittwoch, 08 Januar 2025 13:22)
Danke dir für die Rückmeldung! :)