Zurückspulen und genießen!
Horror auf VHS (8/10)
Inhalt:
Wer erinnert sich nicht gerne zurück an die Zeit, als es am Freitagabend in die Videothek ging, um sich ein paar Filme auf Videokassetten für das Wochenende auszuleihen. Dieses einzigartige
Gefühl, mit seiner Familie und Freunden die Filme, die man bisher nur aus dem Kino kannte, zuhause zu gucken. Wann man wollte und so oft man wollte. Man konnte einfach zurückspulen und von vorne
beginnen.Dieses Buch erzählt vom Aufstieg und Niedergang der VHS-Kassette, dem Zensurwahnsinn in Deutschland, der Horrorfans in den 1980ern und 1990ern das Leben schwer machte und wie man in
einer Zeit ohne Internet an relevante Informationen zu seinen Lieblingsfilmen gelangte. Art-of-Horror-Chefredakteur Matthias Bogner berichtet darüber hinaus über seine Liebe zu Sam Raimis
Kultfilm TANZ DER TEUFEL, den schweren Stand von George A. Romeros Untoten-Kultfilm ZOMBIE, sowie über Amateurfilmer, die dank VHS endlich ihre eigenen Splatterfilme drehen und vermarkten
konnten.
Aus dem Hause des Wuzi Verlags gibt es nicht nur das grandiose Buch: Jetzt auf Video sondern auch (etwas spezieller) Horror auf VHS, das ich hier besprechen möchte.
Selbst ich bin inzwischen alt genug, das mein Jugendzimmer voll mit VHS war, nur bedingt mit Horrorfilmen, aber VHS Hüllen waren quasi mein Dekostil. Ich hatte aber durchaus Freunde wo ich spannende gruselige Cover mit schreienden Frauen, düsteren Schattenwesen und blutigen Messern sehen konnte. Und diese Cover versprachen Nervenkitzel – oft mehr, als der Film dahinter halten konnte. Genau um diese Filme geht es in Horror auf VHS, aber auch durchaus mehr. Es behandelt darüber hinaus Themen wie die Entwicklung der VHS-Technologie, die Zensur in Deutschland während der 1980er und 1990er Jahre und die Rolle von Fanzines und Magazinen in dieser Zeit.
Die Autoren Matthias Bogner und Timo Baukowski (Er widmet sich in einem Kapitel der medialen Hexenjagd auf Horrorfilme in den 1980er Jahren. Dabei geht er auf die kultige ZDF-Dokumentation MAMA, PAPA, ZOMBIE ein, die Filmfans eher zum Kauf von „bösen“ Horrorfilmen animierte, anstatt vor diesen abzuschrecken) widmen sich in diesem Werk der Geschichte des Horrors im VHS-Zeitalter. Es ist ein schweres Stück Nostalgie, randvoll mit Abbildungen legendärer Cover und einer Menge Anekdoten aus der wilden Welt des Heimkinos der 80er und 90er Jahre (es kommen wirklich eine Latte von Gastautoren zu Wort). Das Buch bietet eine Mischung aus persönlichem Rückblick (man spürt wirklich die Liebe zur Thematik), tiefem Fachwissen und Interviews mit Szenegrößen wie Oliver Krekel (Astro Records & Filmworks) oder Yazid Benfeghoul (Cinestrange Extreme).
Vor allem diese beiden Interviews sind für mich Highlights des Buches. Krekel ist ein durchaus streitbarer Charakter, aber einer der immer seine Meinung wiedergibt (ob die einem gefällt oder
nicht) und vor allem einiges in der Filmbranche erlebt hat. Bei Yazid Benfeghoul ist vor allem der Einblick zu Sky Sharks sehr
interessant. Dazu gibt es auch Interviews mit Videothekenbesitzern die von wilden Zeiten in ihren eigenen Läden erzählen und Begegnungen mit Kunden der dritten Art.
„Horror auf VHS“ gibt es in zwei Varianten: eine gebundene Ausgabe für die Sammler und eine Softcover-Version für die Leser, die es etwas lockerer mögen. Das Design punktet mit Liebe zum Detail – von den Abbildungen bis hin zu den Layouts fühlt sich alles so an, als würde man ein altes Fanzine durchblättern. Die Sammler Edition punktet vor allem mit den Abbildungen der VHS Cover.
Die Leidenschaft ist durch das ganze Buch zu spüren, für mich gibt es nur kleinere Kritikpunkte: Die Struktur springt manchmal zu stark zwischen Themen, und einige Abschnitte wirken in der Tonalität sehr unterschiedlich. Man sollte Jetzt auf Video / Horror auf VHS nicht unbedingt wie ich back to back lesen, dann gibt es durchaus Wiederholungen die man dem einzelnen Buch jedoch nicht vorwerfen sollte.
Fazit: Ein Must-Have für Nostalgiker und alle Fans des Horrorgenres und Sammler von VHS-Raritäten! Es ist kein perfektes Buch, aber die Mischung aus Liebe zum Detail, breitem Wissen, individuellen Anekdoten und einer ordentlichen Portion Nostalgie macht es zu einem Buch das mir beim Lesen doch richtig Spaß machte!
Kommentar schreiben