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#775 Sky Sharks

©Plaion Pictures
©Plaion Pictures

Maximaler Overkill!

 

Sky Sharks (ohne Wertung)

 

Story:

Nazi-Zombies? Auf fliegenden Haien? Am heiteren Himmel taucht eine Armee untoter Supersoldaten auf raketengetriebenen Reichsflughaien am Horizont auf, um diesmal wirklich die Weltherrschaft mit Gewalt an sich zu reißen! Die toughen Schwestern Angelique (HOSTEL-Survivor Barbara Nedeljáková) und Diabla (LEXX – THE DARK ZONE-Amazone Eva Habermann) müssen mit Schrecken feststellen, dass ihr Vater (Thomas Morris aus SCHINDLERS LISTE), der vor 75 Jahren Mitglied in einem Forschungsteam der Nationalsozialisten war, nicht ganz unschuldig an der Situation ist. Gemeinsam mit Generalmajor Frost (CANDYMAN Tony Todd) stellen sie sich der Bedrohung. Der Himmel wird zum Kriegsgebiet!

 

Nazis im Horrorfilm sind seit einigen Jahren ein Thema: Iron Sky (sicherlich eine große Inspiration für die Macher), Dead Snow oder auch Operation Overlord. Inzwischen ist der Nazi im Horrorfilm quasi schon ein eigenes Sub-Genre geworden. Auch Haie sind spätestens seit der Sharknado-Reihe aus der Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken, und je abstruser der Titel (SandSharks!), desto besser.

 

Die Macher hinter dem Film hatten die glorreiche Idee, beide Sub-Genres zu kreuzen und Sky Sharks zu erschaffen. Nazi-Zombies auf fliegenden Haien – das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. Dass man hier kein Shakespeare erwarten sollte, ist jedem klar.

Der Film hat eine sehr spannende Entstehungsgeschichte und es dauerte einige Jahre bis zur Fertigstellung. Über Crowdfunding (Kickstarter im Jahr 2015!), über Finanzierungslücken, die zu Unterbrechungen führten, bis schließlich auch Corona die Welt als Geisel nahm, dauerte es bis zum Jahr 2021, bis Sky Sharks endlich das Licht des Kinos erblickte.

 

Alleine darüber zu sprechen, würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Ich nutze lieber die Gelegenheit, auf das Buch Horror auf VHS hinzuweisen, in dem es ein Interview mit Yazid Benfeghoul, einem der Produzenten des Films, gibt. Sehr interessant und unterhaltsam, was er zu den Herausforderungen dieser Produktion beschreibt.

 

Dass die Produzenten das alles am Ende doch über die Bühne gebracht haben, verdient höchsten Respekt. Der Film bietet ordentliche Schauwerte – ja, einiges an CGI, aber dennoch ist der Film effektlastig und diese Effekte sehen ordentlich aus. Hier wurde maximal viel aus dem Budget herausgeholt (definitiv besser als Asylum).

 

Andererseits merkt man dem Film an, dass er eine lange Entstehungsgeschichte hat. Er wirkt teilweise sehr episodenhaft und unzusammenhängend, und die Macher haben sich richtig ausgetobt. Gefühlt wurde jede Idee, die es gab, in den Film gepresst. Da gibt es Rückblenden, Flashbacks nach Vietnam, Fake-Trailer, Konzernmitteilungen wie bei Starship Troopers und vieles mehr.

 

Dafür ist der Start an sich schon einmal richtig stark. Die beste Sequenz des Films ist der Beginn im Flieger mit einigen Gaststars (Cary-Hiroyuki Tagawa als angetrunkenem Gast oder Robert LaSardo als Priester!) sowie dem liebenswerten Ralf Richter als Papa. Da fließt der rote Lebenssaft ordentlich, die Effekte sind teilweise schön handgemacht und Michaela Schaffrath (Gina Wild für die Jungs der 90er) darf sich als Zombie-Nazi-Braut so richtig durchmetzeln. Da bleibt kein Auge trocken und kein Körperglied an seinem Platz.

 

Auch die Sequenz mit der „Himmelsfaust“ in der Arktis weiß zu gefallen – es gibt ein paar Schauwerte und die eine oder andere Martial-Arts-Einlage von Eva Habermann zu sehen.

 

Danach verliert sich der Film ein wenig in verschiedenen Settings, teils futuristischen Szenen mit Thomas Morris und seinen Töchtern, dargestellt von Barbara Nedeljáková und der bezaubernden Eva. Der Plot mit dem alten Herrn (auf alt geschminkt), der damals an Experimenten beteiligt war, stellt das dürftige Gerüst für den Film dar. Barbara hat leider wenig zu tun, dafür können Fans von Eva sie in einer recht freizügigen und actionreichen Rolle betrachten (hier geht’s übrigens zu meinem Interview mit ihr).

 

Wo wir schon von Freizügigkeit sprechen: Auch wenn ich eher ein Fan von Eva als von der guten Micaela bin, bekommt auch sie ihren obligatorischen Nacktauftritt in einer deutschen Horrorproduktion.

 

Der Film sieht visuell deutlich teurer aus als die kolportierten 4 Millionen Euro. Die Rückblende mit Oli Kalkofe als Hermann Göring (!) dürfte nicht ganz billig gewesen sein. Bei Kalkofe muss ich sofort an SchleFaz und Kalkofes Mattscheibe denken; ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was ich von dem Auftritt halten soll. Auf jeden Fall nimmt er etwas Tempo aus dem Film und streckt ihn unnötig. Der Film verliert sich teils in Erklärungen.

 

Dagegen macht die Vietnam-Sequenz richtig Laune – eine nette Abwechslung, auch in der Farbgebung. Dennoch springt der Film etwas hin und her, und einige der bekannteren Namen sind tatsächlich nur wenige Minuten zu sehen und wurden vermutlich innerhalb weniger Stunden aufgenommen (anscheinend direkt von einigen Conventions engagiert). Tony Todd (leider kürzlich verstorben) verleiht dem Film mit ein paar Dialogzeilen schon eine besondere Note. Als großer Eine schrecklich nette Familie-Fan muss ich aber auch sagen, dass Amanda Bearses’ Auftritt wenig beigetragen hat.

 

Mathis Landwehr ist in seiner Rolle leider verschenkt (keine wirkliche Martial-Arts-Einlage) und das Ende ist abrupt und etwas undurchsichtig. Hier wäre mehr möglich gewesen, der Film schleppt sich ein wenig ins Ziel. Bis dahin kann man jedoch in einer geselligen Runde mit reichlich Gerstensaft eine gute Zeit haben. Alleine so etwas auf die Beine zu stellen, nötigt mir weiterhin viel Respekt ab!

 

Ein weiteres Beispiel für den Overkill und die fehlende Zurückhaltung: Es gibt ne After Credit Sequenz die auf einen weiteren Teil hindeutet, aber nicht nur das. Nach dem Film gibt es noch einen Mock-Trailer mit unserem liebsten Nackedei Micaela Schäfer (Sky Frogs, der zwischendurch schon mal angeteasert wird). Als ob das nicht genug wäre, folgt nach dem Filmtrailer noch ein Game-Trailer. Jede Idee hat ihren Weg in den Film gefunden. Der Film ist Wahnsinn und ein Overkill, aber manchmal ist weniger doch mehr. Am Ende ist man nach diesem wilden Ritt tatsächlich etwas müde.

 

Fazit: Auf der einen Seite habe ich massiven Respekt vor den Machern, dass sie das Ganze auf die Beine gestellt haben, aber auf der anderen Seite ist der Film der totale Overkill. Nicht jede Idee muss in einen Film reingequetscht werden. Für einen launigen Männerabend mit reichlich Alkohol ist das Ganze jedoch eine gute Wahl. Mit der richtigen Einstellung macht dieser Bastard aus Dead Snow, Iron Sky und ein wenig Starship Troopers (mit viel nackter Haut) ordentlich Laune!

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