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#773 Jetzt auf Video -Als das Kino nach Hause kam

©WUZI Verlag
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Das perfekte Buch für mich!

 

JETZT AUF VIDEO (10/10)

 

Inhalt: 

In den 80er Jahren fegte die VHS wie ein Tornado in die westlichen Wohnzimmer, sodass der Videorekorder in kürzester Zeit zur Nummer 1 aller Freizeitbeschäftigungen wurde. Es folgte eine Phase des hemmungslosen Filmkonsums, der unser Sehverhalten bis heute beeinflusst. JETZT AUF VIDEO erzählt von den Anfängen der Videothekenzeit in den 70ern, dem Höhepunkt in den 80ern und dem langsamen Niedergang der Entertainment-Giganten in den 2000er Jahren. Doch die Videothek war nicht nur ein Geschäft, in dem man etwas erwerben konnte, sondern wuchs zum Treffpunkt einer ganzen Generation heran. In diesem Buch kommen Firmengründer der größten Independent-Labels VMP und VCL sowie der Major Studios von CBS-FOX Video in exklusiv geführten Interviews zu Wort, und sowohl die Videothekare der ersten Stunde als auch die Kunden lassen uns an ihren Erinnerungen teilhaben.

 

Ich bin Jahrgang 1985, also hab die Anfänge der Videothenkenära nicht mitbekommen, aber ich habe zwei ältere Schwestern und die VHS war sehr schnell präsent bei uns im Hause. Auch bin Ich ein Kind das mit 3 Fernsehprogrammen groß geworden ist und die Entscheidung zwischen Wetten Dass und einem James Bond Film glich einer Zerreißprobe. Als unser erster VHS Rekorder nach Hause kam, da brach eine neue Zeitrechnung an.

Mein Vater brachte nicht nur den Rekorder sondern auch einige Filme mit, darunter keiner haut wie Don Camillo (auch wenn ich lieber einen gemeinsamen Spencer/Hill Film gehabt hätte, als Fan der beiden war ich happy), Police Academy 5 (den hab ich hoch und runter gesehen und da es mein erster war, ist es immer noch mein liebster), die 72 Todesrebellen der Shaolin (den hab ich auch hoch und runter gesehen, ein wildes Martial Arts Werk das mit seiner wilden Fantasie mich in seinen Bann zog) sowie ein paar Zeichentricksachen, wie eine alte Superman Cartoon Kassette.

Es wurden sofort VHS Leerkasetten zum aufnehmen gekauft und mit allen möglichen Filmen bespielt. Tango und Cash habe ich häufiger auf einer selbstaufgenommenen VHS angesehen als alle anderen Filme in meinem Leben. Das Zusammentreffen zwischen VHS Rekorder und Privatfernsehen (durch Satallitenschüssel) war epischer Natur und führte mich in eine andere Welt und machte mich zum absoluten Filmfan und Sammler. Auf dem Pausenhof wurden wie wild VHS getauscht und immer über die neuesten Filme von Arnie, Sly, Van Damme usw. gesprochen. In meinem Freundeskreis waren wir definitiv eher der Action zugetan, aber auch ein paar "verbotene" Horror Filme wie Tanz der Teufel oder Braindead tauschten die Schulranzen.

Als man dann alt genug war um regelmäßig in die Videothek zu gehen wurde da wie wild ausgeliehen und gekauft, dann schon viele DVDs, Sammlungen wurden immer größer und das Filmwissen und Interesse auch. Die Videothek war so etwas wie die Tor zur Welt. Um die Welt reisen, das konnte man sich nicht leisten, aber durch Filme aus der Videothek war man nah dran.

Somit genug zu mir, aber als Einführung und Erklärung warum das Buch so einen Nerv bei mir getroffen hat. Ich bin zwar kein Videothekenkind erster Stunde, aber für mich ist das auch keine total abstruse Welt oder Geschichten aus einer anderen Zeit oder aus dem Paulanergarten. Ich hänge da natürlich mit dem Herzen dran.

 

Jörg Bauer und Florian Wurfbaum (aber auch Kevin Zindler in seinem Gastbeitrag) schreiben sehr persönlich wie die VHS und das Ganze Videothekenzeitalter ihr Leben beinflusst haben und das macht einfach Spaß. Darüber hinaus sind die Geschichten und Interviews rund um Gerd Porzelt (VMP m tollen Geschichten zu Cannon), Bodo Schwartz (CBS Fox und wilden Geschichten zur Pirateriebekämpfung) Datty Ruth (VCL und Stories zu Carolco und James Cameron Verträgen) und Uwe Schier (seine Geschichte um Frank Sinatra ist der Knaller) echte Highlights und platzen voller Informationen und Anekdoten.          


Was das Buch abrundet sind Beiträge zum Formatkrieg (VHS, Betamaxx und Video2000) und warum das eigentlich qualitativ unterlegene Format gewonnen hat: Stichwort Porno, Zensurwahn in Deutschland (von Christoph N. Kellerbach), das gemalte Videocover, die Helden der VHS Filme und einige Geheimtipps.

Gastbeiträge gibt es auch noch von Dennis Gansel Regisseur) und Christian Becker (Produzent). Das Buch strotzt vor Content und es ist unglaublich flüssig zu lesen. Man kann es gut in einem Rutsch lesen, aber die Beiträge laden auch ein das Kapitel für Kapitel und über mehrere Tage zu lesen. Da mich das Buch so gepackt hat war das schnell durchgearbeitet.

Noch ein Nebenaspekt den ich so sehr am Buch mag, ich lebe jetzt seit knapp 7 Jahren in München, die Zeiten der Filmpassage sind an mir vorbeigegangen, aber es gibt einige Geschichten zu München und dieses Lokalkorit, diese Liebe zur Stadt spürt man und die macht mir richtig Spaß.

Was kann man als besseres Kompliment herausgeben als das ich zeitnah die vielleicht letzte Videothek in München besuchen werde und auf meiner Facebook Page dazu einen Post machen werde. Es geht in die Videothek Monte Video in der Albert-Roßhaupter-Straße 62, 81369 München. Die wissen noch nichts von ihrem Glück, aber wenn nur ein paar der Leser des Buchs oder meines Blogs die Videothek daraufhin aufsuchen wäre doch viel gewonnen.

Fazit: Ich liebe dieses Buch, auch wenn ich 1985 geboren bin, bin ich Videothekenkind und die Videothek war für mich immer ein magischer Ort. Die Autoren schaffen es mich total in meine eigene Vergangenheit zu beamen und nehmen einen mit auf eine tolle Zeitreise. Die Gespräche mit den Label Chefs sind richtige Highlights. Ein tolles Buch, absolute Empfehlung!

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