Sly tobt sich beim DC so richtig aus
Rocky IV -Directors Cut
Story:
Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der Weltmeister im Schwergewichtsboxen, trifft auf einen neuen Herausforderer: Ivan Drago (Dolph Lundgren), eine knapp 2 Meter große und 260 Pfund schwere Kampfmaschine aus der Sowjetunion. Rocky bereitet sich auf einen emotionsgeladenen Kampf vor, bei dem er nicht nur sich selbst, sondern auch die Ehre seines Landes verteidigen muss.
Hier kommt ihr zu meiner alten Kritik zu Rocky IV, dem Kino Cut.
Ich will mich hier also nicht wiederholen, sondern fokussiere mich auf die Unterschiede zwischen Kinocut und dem hier vorliegenden Directors Cut.
Diesem verdanken wir tatsächlich der Corona Pandemie, wahrscheinlich das einzig Positive was diese jemals hervorgebracht hat. Während der Pandemie hatte Sly genug Zeit und wurde gefragt ob er
sich nicht an einen DC machen wollte, genug Filmmaterial war vorhanden und man darf nie vergessen der Film war der erfolgreichste der Reihe, was gerne mal bei Seite geschoben wird.
Ungefähr 40 minuten neues Material sind im DC vorhanden. Die Gesamtlaufzeit wächst aber nur knapp um ca. 3-4 Minuten an. Das liegt daran, das bei einigen Szenen, andere Einstellungen genommen
worden sind oder gewisse Szenen einfach etwas verlängert worden sind.
Man erkennt den Film also auch im DC, aber es ist spannend die Unterschiede zu entdecken. Das wichtigste vorab: die grandiosen Montage Sequenzen und Musiktitel, die vor allem die zweite Hälfte
des Films bestimmen sind weiterhin vorhangen: Burning Hearts, Hearts on Fire und vor allem No Easy Way Out, alles noch da, minimal vllt unterlegte Bilder verändert, aber das wars.
Diese Sequenzen stehen aber nun umso mehr herraus, weil der Rest des Films weniger comichaft, stattdessen etwas ernster daherkommt. Nicht falsch verstehen die Prämisse ist weiterhin die Gleiche
und das ist jetzt nicht auf einmal eine Dokumentation, aber man merkt schon deutlich wie Sly versucht das Ganze etwas zu entschärfen und mehr auf die Richtung der anderen Filme zu eichen.
Ein paar kleine Veränderungen vorab:
- Der Roboter ist weg, ganz ehrlich, hat für mich nicht viel ausgemacht. Man verliert zwar ein paar lustige Szenen um Paulie, aber das war es auch.
- Durch den fehlendeen Roboter ist auch das Kind von Rocky deutlich weniger zu sehen
- Die Kämpfe zwischen Drago und Apollo und Drago und Rocky sind länger. Im ersten bekommt Apollo mehr Gegenwehr, auch wenn er trotzdem chancenlos ist und auch der Kampf zwischen Rocky und Drago ist etwas realistischer. Die wilden Toneffekte sind etwas runtergedampft. Der Kampf macht trotzdem Spaß, bevor hier jemand Angst bekommt.
- Teilweise wurde der Score etwas angepasst und Bill Conti bekommt hier und da einen Auftritt was den Film auch musikalisch stärker in die Reihe integriert.
Der Film bekommt mehr Charaktermomente bzw. ein paar Charaktere profitieren vom Directors Cut (Carl Weathers, Tony Burton, Talia Shire, Dolph Lundgren), aber ein Charakter muss doch deutlich
Federn lassen: Brigitte Nielsen.
Ist es die späte Rache von Sly? Er hat damals Brigitte wohl mehr Szenen gegeben als sie vielleicht sollte (sie wurden ja ein Ehepaar), aber es hat schon ein Geschmäckle wenn man hier bemerkt das
er ihre Szenen auf ein absolutes Minimum zusammendampft hat, so weit das sie beinahe nur im Hintergrund agiert.
Dafür profitieren durch die Bank eigentlich die anderen Schauspieler/Rollen. Der Beginn wurde so umgebaut das Apollos Motivation zum Kampf nachvollziehbarer wird und nicht mehr so plakativ
daherkommt. Auch wird die Wichtigkeit von Apollo für Rockys Karriere besser ausgearbeitet. Leider ist Carl Weathers inzwischen verstorben, aber der Film setzt ihm ein positives Denkmal.
Auch Tony Burton darf bei Apollos Beerdigung ein Rede halten. Nicht nur das er jetzt mehr zu tun bekommt, auch wird die ganze Beerdigung nicht so schnell abgehandelt wie in der Kinoversion und
kommt dramatischer daher. Ob man jetzt die Leistung von Sly bei der Trauerrede gut oder schlecht findet sei jedem selbst überlassen, ich war nicht wirklich überzeugt.
Adrian bekommt auch deutlich mehr zu tun und ist so etwas wie die Stimme der Vernunft. Sie war in den ersten 5 Teilen ja eh der emotionale Anker des Films und dadurch liegt der Film auch wieder
mehr auf der Linie der anderen Teile.
Am spannensten empfand ich aber was er mit Ivan Drago gemacht hat. Das ist gar nicht extrem viel, hier eine Einstellung mehr, hier ein Blick mehr, hier ein Wort mehr und man hat hier viel mehr
den Eindruck einer Marionette und weniger des kalten Killers. Da werden im Directors Cut Hinweise gelegt die perfekt zu Creed 2 passen. Das spannende ist ja das es das Ganze Material schon gab.
Eine deutlich menschlichere Version von Drago im DC.
Sich selbst hat der gute Sly ein wenig zu lieb aus meiner Sicht. Die Grabesrede hat mir jetzt nicht gefallen, auch nach dem Sieg gegen Drago wird es mir etwas zu selbstverliert (die Pose gefällt
mir gar nicht). Weniger wäre da mehr gewesen Sly.
Schön finde ich das das Politbüro nach seiner Rede jetzt abhaut und nicht so übertrieben klatscht, das war selbst in den 80ern schon viel zu viel.
Ich mag den Directors Cut, es ist schön, mehr Charaktermomente (Carl Weathers und Talia Shire) zu bekommen, aber ich liebe den Kinocut einfach. Das ist die erste Version die ich von diesem Film,
als Kind, gesehen habe und er ist einfach das perfekte Produkt seiner Zeit, ein 80er Klassiker!
Fazit: Der Original Cut ist ein MTV/80er Meisterwerk, dagegen wirkt der Rocky 4 im Directors Cut passender zum Rest der Reihe. Was einem besser gefällt sollte jeder selbst entscheiden. Dennoch definitiv sehenswert, egal in welcher Version!
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