Sticht aus der Flut der Neeson Filme deutlich heraus!
Memory (6/10)
Story:
Profikiller Alex Lewis (Liam Neeson) möchte sich wegen seines nachlassenden Erinnerungsvermögens nach einer langen Karriere voller Gewalt zur Ruhe setzen. Als er seinen letzten Auftrag annimmt, findet er sich unvermittelt in einem Undercover-Einsatz des FBI wieder, angeführt von Agent Serra (Guy Pearce). Alex beschließt, Serras Team durch versteckte Hinweise zu helfen. Auch wenn er sich zunehmend schwer an Details erinnern kann, setzt er seine lebenslang trainierten Fähigkeiten ein, um zumindest einmal in seinem Leben das Richtige zu tun. Dies ruft natürlich mächtige Gegner auf den Plan, die Alex vernichten wollen, doch dieser weiß sich zu wehren …
In der Flut an Neeson Thriller der letzten Jahre (Honest Thief, Marksman, Blacklight und und und) kann man schnell den Überblick verlieren und nicht nur das, es setzt auch ein Gefühl der Übersättigung ein. Deswegen war ich bei Memory etwas skeptisch und müde und musste mich ein wenig zum Anschauen zwingen.
Schlussendlich wurde ich doch sehr überrascht vom Film und er ist definitiv anders als die anderen Beiträge, ob ich dadurch den Film besser finde als die anderen, das ist wieder eine andere
Geschichte ;)
Martin Campbell als Regisseur ist auf jeden Fall schon einmal eine Hausnummer, hat er nicht nur zwei der besten Bond Filme (meiner Meinung nach) und Neuausrichtungen der Reihe abgeliefert:
Goldeneye und Casino Royal, auch die Zorro Filme, Vertical Limit oder The Foreigner gehen auf seine Rechnung. Der Mann versteht
seine Arbeit und das merkt man auch diesem Film an, auch wenn er mit deutlich weniger Budget durch die Tür kommen muss als seine vergangenen Blockbuster.
Memory wollte Campbell schon seit einigen Jahren umsetzten, der Film ist ein Remake eines belgischen Thrillers von 2003. Auch mit Neeson wollte er schon lange zusammenarbeiten und mit Liam Neeson kam dann auch die Finanzierung zustande, schließlich zieht sein Name im Bereich der Actionthriller immer noch außerordentlich.
Neeson ist Fluch und Segen für den Film zugleich. Manche vergessen ja gerne was er für ein toller Darsteller war bzw. ist. Schindlers Liste war ja kein Ausrutscher, er ist halt gerade in der
Schublade drin, aus der er sehr schwierig rauskommt. Er ist aber ein toller Darsteller und dieser Film fordert ihn endlich wieder etwas mehr. Er schwankt zwischen Killer und verängstigten
Alzheimerkranken, das ist durchaus beeindruckend, das könnte nicht jeder so spielen.
Die stärksten Szenen hat nun einmal Neeson, als er seinen Bruder besucht, als er vom Bett fällt oder aufwacht und den Polizisten erschießt, Neeson hat keine Angst vor Schwäche oder Hässlichkeit
und das macht den Film nicht spaßig, er sah noch nie so alt aus wie hier. Seine anderen Filme machen mir mehr Spaß und berieseln mich besser, aber hier sieht man definitiv mehr von seiner
Schauspielkunst.
Martin Campbell hält auch richtig drauf, während andere Filme Neeson versuchen jünger aussehen zu lassen, macht Campbell ihn älter und schwächer als andere Filme. Campbell hat Neeson besetzt weil
man Neeson auch als Killer einfach sympathisch findet und da hat er recht.
Nicht nur bei Neeson hält Campbell drauf, der zweite Name der einen zum Kauf anregt ist natürlich Guy Pearce (der auch schon Erfahrungen mit Gedächtnisverlust machen durfte: Memento) und bei ihm
kann man die fettigen Haare quasi fühlen. Er wird als ziemlich abgewrackter Cop portraitiert und Pearce macht das wie immer Klasse. Neeson und Pearce sind auch definitiv Herz und Seele des Films.
Die Action ist hier definitiv nicht im Mittelpunkt, zwar ist der Film recht blutig, aber auf grandiose Actionsequenzen muss man hier verzichten. Die Gewalt ist hier nicht da um schön auszusehen, das Drehbuch hat das ein oder andere überraschende Ende der Charaktere zu bieten, aber hätte insgesamt mehr Tempo vertragen können, hier und da zieht es sich etwas.
Monica Belucci hat hier etwas zugelegt und Campbell zeigt hier jede Falter und nicht falsch verstehen, das ist trotzdem eine wunderschöne Frau, aber Campbell inszeniert hier jede Figur hässlich. Auch Ray Stevenson (kleine Rolle, wollte wohl unbedingt mal mit Martin Campbell zusammenarbeiten) darf eine schöne Wampe vor sich hertragen. Man könnte sagen jeder der mit Gesetz und Verbrechen zu lange zu tun hat hässlich wird.
Der Film lebt von der starken Prämisse, einem guten Neeson + restlichen Cast und routinierten Regie. Das Film hätte jedoch etwas mehr Tempo vertragen können und die ein oder andere zusätzliche Actionsequenz. Das ist kein Gute Laune Film sondern löst durchaus Unbehagen aus.
Fun Fact:
Louis Mandylor hat eine kleine Rolle als Barbesucher der von Neeson zerlegt wird.
Fazit: Man erwartet einen typischen Neeson Thriller der letzten Jahre und wird dann jedoch überrascht. Neeson wird schauspielerisch mehr gefordert als sonst und Campbell hat keine Angst davor Hässlichkeit einzufangen.
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