Solider Thriller
Firefox (6/10)
Story:
Die Entwicklung eines phänomenalen russischen Kampfflugzeuges versetzt die westlichen Geheimdienste in helle Aufregung. Die Mig 32 fliegt mit sechsfacher Schallgeschwindigkeit, entgeht jedem Radarsystem und reagiert auf Gedankenimpulse des Piloten. Für den Fall, daß diese Superwaffe mit dem Codenamen "Firefox" in Serie hergestellt wird, gerät das NATO-Bündnis um Jahre ins Hintertreffen. Also muß dieser Wundervogel in den Westen entführt werden. Der ehemalige Testpilot Mitchell Gant (Clint Eastwood) ist der einzige, der für diesen Auftrag in Frage kommt. Im Wettlauf mit dem russischen Geheimdienst riskiert er mehr als einmal sein Leben.
Firefox gehört sicherlich nicht zu den bekanntesten und beliebtesten Filmen aus dem langen Schaffen von Clint Eastwood. Auch Eastwood war nicht wirklich begeistert von den Dreharbeiten, waren
doch vor allem die langwierigen und komplizierten Tricktechnikaufnahmen etwas das vollkommen konträr zur Arbeitsweise des schnellen und effizient drehenden Eastwoods verlief.
Firefox basiert auf dem Roman Firefox von Craig Thomas. Der Roman verkaufte sich mehr als ordentlich zum Zeitpunkt des kalten Krieges. Der Autor war so begeistert von der Umsetzung Eastwoods,
sicherlich auch aufgrund der zusätzlichen Publicity die den Verkaufszahlen nicht geschadet haben, das er ihm sogar den Fortsetzungsroman "Firefox down" widmete.
Er erhoffte sich auch sicherlich das Eastwood an der Fortsetzung Interesse zeigen würde, aber Eastwood hatte nach den Erfahrungen des ersten Teils keine Lust auf eine weitere Produktion diesen
Ausmaßes. Der erste Teil war auch ein finanzieller Erfolg (trotz der hohen Produktionskosten), aber bei weitem kein Blockbuster so das es auch keinen großen Druck durch das Studio gab eine
Fortsetzung umzusetzen.
Zurück zu Firefox das ist in der ersten Hälfte ein recht stringenter Thriller. Das ist auch die bessere Hälfte des Films. Zwar ist die Charakterzeichnung recht oberflächlich (bis auf das der Charakter von Clint ein Trauma hat) und es werden zu viele Charaktere eingeführt die dann nur am Rande mal was sagen dürfen und für den Plot keine weitere Bedeutung haben, aber Eastwood zeigt seine inszenatorische Klasse.
Man erkennt das er sich als Regisseur gemacht hat, die Suspense Szenen und das Spielt mit Licht und Schatten ist sehr gekonnt und funktioniert sehr gut. Auch schauspielerisch zeigt Eastwood immer wieder sein Können aufblitzen. Es entsteht eine gute Spannung und die Szenen in denen er vor dem KGB flüchtet sind die stärksten Szenen des Films.
Sobald Clint im Flugzeug sitzt fällt der Film ab, dieser Teil des Films geht auch einfach zu lange. Hin und wieder kommt etwas Spannung auf und es wird spektakulär, aber insgesamt geht das einfach viel zu lange und ist nicht gut strukturiert. Die ganze Zwischenlandung zum Beispiel bringt keine zusätzliche Spannung sondern lässt das weiter zerfallen.
Ist im ersten Teil auch der Fokus auf die Darsteller und Charaktere besser (die Figur des Pawel bleibt in Erinnerung), wird auch das im zweiten Teil zerfahrener. Auf jeden sieht man mehreren Russen dabei zu wie sie miteinander diskutieren. Auch das ermüdet nach einer Zeit.
Es hätte dem Film gut getan wäre der Suspense und Thriller Teil länger und stärker ausgebaut worden und die Flugentführung auf 20 min max zusammengestrichen worden.
Selbst beim Score setzt sich diese Zerissenheit fort. Der erste Teil ist wunderbar musikalisch untermalt, der zweite Teil da wirkt die Musik unpassend heroisch und belanglos. Maurice Jarre ist für den Score verantwortlich.
Die Special Effects haben sicherlich schon etwas Rost angesetzt. Für die damalige Zeit State of the Art, inzwischen wirkt das etwas altbacken, ich kann aber schon darüber hinwegsehen. Die Dauer der Sequenzen führt eher zu Müdigkeit. Am Ende guckt man den Film auch wegen Clint und wenn dieser gefühlte Ewigkeiten in das Cockpit eingesperrt ist dann beraubt sich der Film seiner größten Stärke.
Schauspielerisch hat sich Eastwood nicht die bekanntesten Namen dazugeholt aber die Nebendarsteller sind gut gecastet: Ronald Lacey und Wolf Kahler (Indiana Jones), Nigel Hawthorne (Demolition Man), Freddie Jones und Klaus Löwitsch machen ihre Sachen gut.
Man sollte aber beide Augen zudrücken wenn man den Film im Original ansieht, kaum einer der Darsteller geht als Russe durch (vom Akzent her) und Eastwoods Russisch, damit würde er wohl kaum einen russischen Soldaten überzeugen.
Insgesamt ein solider Thriller der von einem guten ersten Teil lebt, bei dem Eastwood seine (inzwischen vorhandene) Klasse als Regisseur vorzeigen kann, aber der in der zweiten Hälfte an schlechtem Timing krankt.
Fazit: Nicht eins von Eastwoods besten Werken, dafür fühlt sich der Film zu zweigeteilt an. Der erste Teil funktioniert deutlich besser, da zeigt Eastwood auch seine Klasse als Regisseur. Der zweite Teil wirkt dann beliebig und wenig aufregend. Trotzdem solide Unterhaltung!
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