#625 Sahara

Oje, oje Cannon!

 

Sahara (5/10)

 

Story:

Im Jahr 1927 baut R. J. Gordon einen revolutionären Rennwagen. Bei einer Probefahrt verunglückt er jedoch tödlich. Seine Tochter Dale (Brooke Shields) verwirklicht nun seinen Traum und nimmt als Mann verkleidet an einer Rallye durch die Wüste Sahara teil. Ein hochgefährliches unterfangen, denn bald schon wird sie von Berbern entführt und gerät in ein romantisches und gefährliches Abenteuer.

Golan und Globus waren immer eine Spur größenwahnsinnig. Das hat teilweise zu ihrem Erfolg geführt (weil wer hätte sich schon getraut wie sie, die Filmbranche in Amerika aufmischen zu wollen), aber auch schlussendlich zu Ihrem Niedergang. Das Sprichwort: Schuster bleib bei deinen Leisten kommt nicht ganz von ungefähr. Sie haben sich in Ihrem Traum (oder Wahn) Cannon zu einem großen Studio zu machen auch auf riesige Projekte eingelassen, bei denen sie sich übernahmen, Sahara ist dafür das perfekte Beispiel.

Sie wollten ein großes Projekt im Sinne von Lawrence von Arabien auf die Leinwand bannen und sind dabei unfassbar grandios gescheitert. So gescheitert das es schon wieder faszinierend ist, man wundert sich was man da zu sehen bekommt und das ganze sieht dabei noch wunderschön aus. Einfach irre.

 

Zum einen wäre da Morriciones Musik diese ist wie immer ein Traum, aber sie wirkt hier und da doch etwas übertrieben und aufgesetzt. Sie passt, aber zu den wunderschönen Landschaftsaufnahmen. Die Natur ist wirklich toll auf die Leinwand gebannt worden.

Auch die Ausstattung des Films ist toll, der Film hat auch für die damaligen Verhältnisse mehr als ordentliche 15-25 Millionen gekostet (je nachdem welchen Quellen man glaubt) und leider haben sich die Cannon Macher da massiv verhoben, denn die Ausstattung ist für den Inhalt des Films einfach zum Fenster rausgeworfen.

Die Probleme liegen in dem extrem flachen und zusammengebastelten Skript, die Dialoge sind grausam und naiv und der Film schafft es keine Spannung aufzubauen, das wirkt wie eine seltsame Aneinanderreihung von Szenen. 

 

Der Film springt von Szene zu Szene und nimmt sich gar keine Zeit eine Stimmung zu übermitteln oder eine Dramaturgie aufzubauen. Das wundert einen nicht wirklich wenn man bedenkt das die Mutter (und gleichzeitig Managerin) von Shields am Drehbuch rumfummelte (sowie beim Cast mitentscheiden durfte z.B. bei der Wahl von Lambert WIlson), das wirkt extrem unausgegoren. Wie ein Märchen das eine 9 jährige zusammengebastelt hat.

 

Warum hatte die Mama von Brooke Shields so eine Macht, Shields war damals eine extrem angesagte junde Dame, die mit der blauen Lagune zuvor, einen extrem erfolgreichen sowie kontroversen Film in der Vita hatte. Außerdem war sie damals ein aufregender Star und hatte davor schon Auftritte, die sie als Minor sehr sexy zeigten, diese Kontroversen (von ihrer Mutter inszeniert) machten sie weltbekannt und begehrt.

 

Sie war extrem angesagt (auch als Model für Calvin Klein z.B.) und es war für Cannon ein ziemlicher Coup sie zu verpflichten. Auf der anderen Seite war hier weniger das Talent (oder das sie auf sie auf die Rolle passen würde) als mehr der Name Grund der Verpflichtung. Sie wurde, für die damalige Zeit, mit 1.5 Millionen Dollar auch stattlich entlohnt.

 

Shields war zwar ein Star, aufgrund der blauen Lagune, aber eine gute Schauspielern war und ist sie nicht. Sie bekam nicht unverdient die goldene Himbeere (übrigens nicht als beste Schauspielerin das obliegte Bo Derek in Bolero, einer anderen Cannon Produktion sondern als bester Nebendarsteller, Erklärung folgt), auch wenn man ihr nicht alles ankreiden kann. Sie war (ist) bildhübsch, aber das Drehbuch gibt halt wenig her und eine Meryl Streep wird sie nicht. 

 

Sie als Jungen oder Mann zu verkleiden (dafür bekam sie den Razzie) sieht auch so lächerlich und unrealistisch aus, damit hat man dem Film keinen Gefallen getan. Es macht aber auch keinen Sinn das sie ihre Verkleidung nach 5 min wegpfeffert, damit sieht sie zwar besser aus, aber das ist doch selten dämlich

 

Das ihre Rolle auch noch komplett unrealistisch und nicht nachvollziehbar agiert setzt dem ganzen die Krone auf, aber sie ist nicht der einzige Charakter dem es so ergeht. Das man nicht mal ihre vorhandenen Reize gezeigt bekommt hat auch sicherlich viele potenzielle Zuschauer verschreckt.

 

Das ein Franzose (Lambert Wilaon) und ein Engländer (der immer solide John Rhys Davis) die Araber spielen ist ein typischer Zug seiner Zeit, aber da geht halt auch weiter der Realismus flöten. Vor allem unser Franzose wirkt doch als Stammesführer arg an den Haaren herbeigezogen. Ich bleib dabei es ist als ob ne 9 jährige sich ein paar 1001 Nacht Geschichten angesehen hat und dann ein Drehbuch zusammengebastelt hat. Wirkt alles wie kindliche Wunschvorstellungen.

 

Auch die Rolle von Ronald Lacey (Raiders of the lost Ark) erfüllt einige flache Klischees und das Blackfacing war schon in den 80ern mehr als bedenklich (Rhys Davis geht einigermaßen als Araber durch, Lambert Wilson ist lächerlich, aber das hier ist wirklich hart). Lacey dienst als Gag Lieferant was dann wieder zum Kampf im Finale nicht passt. Im Finale wird versucht dann eine epische Schlacht hinzulegen nur will sie nicht episch wirken sondern eher etwas einfallslos.

 

Als Regisseur war Routinier Andrew V. McLaglen (die Wildgänse kommen, Sprengkommando Atlantik) am Ruder (nachdem der ursprüngliche Regisseur nach ein paar Tagen das Set verließ) der wirklich versucht hier das beste rauszuholen. Bilder sind wie gesagt top, aber gegen das hilflos überfrachtete und gleichzeitig extrem flache Drehbuch kam auch er nicht an. Auch das Mutter Shields und Golan sich mmer wieder einmischten half nicht wirklich.

Übrigens war es auch schön den Horst Buchholz mal wieder in einem Film zu sehen (der Mann hatte eine durchaus beachtliche Karriere), auch er spielt seine Rolle sehr ordentlich, verkommt hier und da aber zur verschenkten Comedynummer.

      

Der Film will hier und da lustig sein (ein wenig auf dem Highway ist die Hölle los ohne da wirklich dann konsequent dran zu bleiben), ein bissl Screwball, ein bissl Slapstick, ein wenig Situationskomik , aber das klappt gelinde gesagt nur bedingt. Die Situationen sind einfach nicht sehr witzig und manche Schauspieler tun sich einfach schwer. Die dramatischen Szenen wirken ungewollt witzig und die witzigen Szenen wirken häufig peinlich. Es ist einfach viel zu viel los und reingpresst worden in diesen Film.

 

Für einen großen Abenteuerfilm fehlt auch schlussendlich das große Abenteuer. Die Ausstattung ist toll, aber daraus wird nicht wirklich viel gemacht, selbst das Finale wirkt wie eine seltsame Episode im Film. Übrigens habe ich den Film auch auf deutsch angesehen und die Synchronisation ist nicht wirklich vorteilhaft, auch hier wirkt alles sehr naiv.

 
Der Film wurde ein Riesenflop, kritisch, aber auch finanziell und hatte Probleme zu Beginn selbst die 1.5 Millionen Dollar Gage von Brooke Shields einzuspielen. Zwar hatte Cannon danach noch ein paar Flops, aber Sahara zeigt sehr gut was zum einrn die Ambitionen von Cannon waren, aber was sie auf der anderen Seite nicht in der Lage waren zu liefern.

Fazit: Schuster wärst du doch bei deinen Leisten geblieben. Das ist schon ziemlich wild und gleichzeitig extrem naiv was Cannon da hinzauberte. Wie ein paar Kinder die etwas zu viel Geld zur Verfügung haben. Selbiges wurde in die Ausstattung eines extrem flachen Films investiert. Auf seine eigene Art unfassbar unterhaltsam.