Brilliante Leistung von Joaquin Phoenix
Joker (8.5/10)
Story:
„Joker“ hat den ikonischen Erzfeind zum Thema und ist eine originale, eigenständige Story, die noch nie auf der Kinoleinwand gezeigt wurde. Phillips’ Studie über Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), einen von der Gesellschaft missachteten Mann, ist nicht nur eine düstere Charakterstudie, sondern auch eine umfassende warnende Lehre.
Bin mal sehr spät dran, aber ich hab mich immer etwas vorm Joker gedrückt. Nach dem ansehen wurde ich auch bestätigt.
Nicht weil der schlecht ist, das weiß Gott nicht, aber ich mag Filme die mich ablenken, die mich im besten Falle aus meinem Alltag und in eine andere Welt entführen und vor allem eigentlich keine Filme die mich traurig oder deprimiert zurücklassen.
Joker ist ein Film der einen in seinen Bann zieht. Joaquin Phoenix zeigt eine beeindruckende Performance und brennt sich einem ins Gedächtnis. Sein Aussehen, seine Bewegungen, sein Lachen, seine gesammt Performance ist extrem bedrückend und verschoben. Man ist gleichzeitig fasziniert sowie abgestoßen. Man (bzw. Auf jeden Fall ich selbst) habe mich dabei ertappt wie ich mir gedacht habe das ich ihn auch extrem unangenehm empfinden würde ich ihm in einem Bus begegnen.
Der Film ist hervorragend inszeniert, alles wirkt auf den Punkt fokussiert und dieser Punkt ist Arthur Fleck der sich immer mehr dem Wahnsinn preisgibt. Schon zu Beginn des Films ist er sicherlich kein gesunder Mensch der auf einmal dem Wahnsinn verfällt, der hat auch da schon ne Schieflage aber er ist noch nicht über der Kante.
Schließlich ist es eine Kettenreaktion von Dingen die ihn schlussendlich komplett in sein neues Ich, den Joker treiben: Verlust des Jobs, erster Mord (aus Notwehr?), den Verrat/die Lügen der Mutter, die vermeintliche Ablehnung durch sein Idol, die Glorifizierung seiner Taten durch die Masse der wirtschaftlich Abgehängten und vielleicht Extremisten?
Das ist der Punkt wo ich eine gewisse Kritik verstehen und teilen kann. Joaquin Phoenix spielt das mit einer großen Portion Schwäche und Menschlichkeit, das macht diesen Joker hier so "nachvollziehbar" in seiner Entwicklung und auch in gewisser Weise sympathisch.
Das ist ein schmaler Grat und hin und wieder wird er mir, für das was er auslöst und für welchen Weg er sich schlussendlich auch entscheidet, zu positiv dargestellt und in einer der letzten Einstellungen wird er gefeiert während Thomas Wayne (als Symbol des Kapitalismus) niedergeschossen wird.
Da bekommt der Film durchaus eine politische Note die auch interpretiert werden dürfte als, um Veränderung durchzuführen, muss man sich auch mit Gewalt auflehnen.
Der Joker Charakter an sich will bewusst unpolitisch daherkommen, aber so richtig gelingt die Differenzierung nicht. Aber das hier als Kritiken am Rande. Auch diese Teile sind nicht der Kern von Joker, das ist die Performance von Joaquin und die ist wir gesagt einmalig.
Alle anderen Darsteller verblassen daneben ohne dafür was zu können. Zu einnehmend ist sein Spiel und auch der Fokus von Todd Phillips Kamera auf ihn. Deshalb ist der Kniff mit weniger bekannten Darstellern zu arbeiten auch sehr gut.
Alleine Robert De Niro ist ein großer Name und ich freue mich ihn in solchen größeren Produktionen zu sehen, nur gibt seine Rolle tatsächlich nicht so viel her. Er spielt das extrem routiniert, aber selbst er muss sich hinter Phoenix einordnen.
Robert De Niro und die ganze Grundstimmung des Films erinnern einen aber unweigerlich an Taxi Driver. Die ganze Stimmung des Films hat viel von den alten Filmen von Scorcese.
Todd Phillips der Regisseur wird es schwer haben diesen Film zu toppen. Mit Hangover hat er einen genialen Partyfilm und ne klasse Komödie hingelegt (die Fortsetzungen nicht gerade) und ich hätte ihm offen gesagt einen Film im Stile von Joker nicht zugetraut. Joker wurde zum erfolgreichsten R-Rated Film mit einem Einspiel von über 1 Mrd, da ist die Erwartungshaltung an den nächsten Film schon sehr hoch.
Schlussendlich bleibt das ein Film der einem in Erinnerung bleibt und sich auch einbrennt, aber definitiv kein Film den ich häufiger ansehen würde.
Fazit: Kein Film der gute Laune macht Das Spiel von Phoenix ist überragend, einzigartig und bedrückend. Es überstrahlt aber auch den Rest des Films. Grandios, aber kein Film den ich häufiger ansehen werde.
Kommentar schreiben