Eine außergewöhnliche Veröffentlichung!
Sauft Benzin ihr Himmelhunde (8,5/10)
Inhalt:
Der vorliegende Band versammelt das Komplettwerk der beiden Himmelhunde Oliver Nöding und Marcos Ewert, die der deutschen Filmkritik vor einigen Jahren einen Fixstern hinterlassen haben, bevor sich die Wege der beiden Ninjas trennten. Geblieben ist eine nie dagewesene Liebeserklärung an das - vornehmlich US-amerikanische - Actionkino der Achtzigerjahre, eine revisionistische Neuerschließung eines oftmals verpönten Genres. Mit der clever gewählten dialogischen Form vermeiden es beide Schreiber, akademisches oder affektives Rezeptionsverhalten die Oberhand gewinnen zu lassen - auch international bis heute konkurrenzlos.
Ich muss gestehen das ich die Himmelhunde nicht kannte, ich bin durch Marco Siedelmann, dessen Bücher ich außerordentlich schätze auf dieses Buch aufmerksam geworden und ich nehme das mal vorweg, das Buch lohnt sich.
Es ist sicherlich eigenwillig, in dem Sinne das die beiden Autoren bzw. Hauptakteure eine sehr eigenwillige, akademische Sprache nutzen die man in 99% der Filmkritiken, vor allem bei der
Rezension von Actionfilmen, so nicht kennt. Das macht die vorliegenden Filmbesprechungen aber auch so besonders.
Die meisten Besprechungen sind flüssig zu lesen, ab und an übertreiben sie es für meinen Geschmack dann doch, das Wort Dichtomie habe ich wohl noch nie in einem Buch so häufig gelesen. Auch ich
habe studiert (BWL) was nicht heißen soll das ich super schlau bin, ne nur das ich schon mal hier und da einiges an Fremdworten gelernt habe. Nicht abschrecken
lassen, es lohnt sich wenn man sich darauf einlässt.
Wenn man das nämlich tut, dann bekommt ein paar sehr interessante Einblicke bzw. neue Blickwinkel auf ein paar Action Klassiker geboten. Die Diskussionen haben mich ins Denken gebracht und haben
meinen Blick auf den ein oder anderen Klassiker geschärft bzw. verändert. Vor allem die psychologischen Aspekte und der zeithistorische Bezug werden hervorragend herausgearbeitet.
Ab und an übertreiben es die beiden aber aus meiner Sicht. Auch wenn Marco Siedelmann das nicht gerne hört, so überinterpretieren die beiden ab und an. Bei einigen Actionfilmen wurden sicherlich
nicht alle Szenen so inszeniert um tiefer gehende psychologische Effekte abzubilden, sondern die Leute wussten es nicht besser. Da sind sicherlich viele unbewusste Entscheidungen dabei, aber das
ist wahrlich nicht immer Absicht.
Ich bin auch bei dem einen oder anderen Thema bzw. ihrer Interpretationen nicht der gleichen Meinung. Vor allem bei der Besprechung von Action Jackson oder allgemein der Darstellung von Farbigen in den besprochenen Filmen. Die müssen nicht alle Ghettomäßig sein um ein realistisches Bild abzugeben.
Das sind aber nur minimale Kritikpunkte, die aber auch die Stärke des Buchs ausmachen. Die beiden ecken an, sind streitbar und stoßen Diskussionen an. Das macht Spaß, das Buch fordert einen auf
seine eigenen Gedanken zu machen und nicht nur zu konsumieren. Man muss auch nicht immer der gleichen Meinung sein um das Buch genießen zu können.
Fazit: Ein außergewöhnliches Buch! Sehr interessante Einblicke, sehr eigenwillig und sicherlich Geschmackssache. Ich wurde sehr gut unterhalten, habe neue Blickwinkel erfahren und einiges gelernt.
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