Visuell beeindruckende Tour de Force!
The Revenant (8,5/10)
Story:
Bei einer Expedition tief in der amerikanischen Wildnis wird der legendäre Forscher und Abenteurer Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) brutal von einem Bären attackiert. Seine Jagdbegleiter, die überzeugt sind, dass er dem Tod geweiht ist, lassen ihn zurück. In seinem Überlebenskampf erleidet Glass unerträgliche Qualen und muss erleben, dass auch sein engster Vertrauter John Fitzgerald (Tom Hardy) ihn verrät und im Stich lässt. Mit übermenschlichem Willen zu überleben und angetrieben durch die Liebe zu seiner Familie kämpft Glass sich durch einen unerbittlichen Winter in der Wildnis zurück ins Leben.
Was hat man nicht alles schon über die Strapazen beim Dreh gehört und gelesen. Der Film wurde in entfernten Punkten der Wildnis gedreht, in chronologischer Reihenfolge. Aufgrund dessen musste man nach Argentinien, da in Kanada die Gegebenheiten nicht mehr passten. Es wurde nur mit natürlichem Licht gedreht, was die Zeit die für einen Dreh an einem Tag doch sehr verkürzt hat.
Über 130 Millionen hat das alles gekostet und wohl auch den ein oder anderen Mitarbeiter der gekündigt hat oder den Strapazen nicht gewachsen war. Hat sich das gelohnt? Den Preisen nach zu urteilen (Oscar für Regie, Kamera und besten männlichen Hauptdarsteller) auf jeden Fall. Und aus meiner Sicht auch, genau diese drei Preise hat der Film aus meiner Sicht verdient (vllt. noch einen Nebendarsteller Preis dazu). Das bedeutet aber auch das das Gesamtpaket: bester Film nicht ganz erreicht wurde.
Die Story, nach einer wahren Begebenheit (hier werden sich Freiheiten genommen die ich total legitim finde), ist schnell erzählt. Der Trapper Hugh Glass wird von einem Grizzly angefallen und von seinen Kameraden (bis auf 3 Mann, einer ist sein Sohn) zum Sterben zurückgelassen. Ohne zu spoilern, passieren noch ein paar Dinge die dazu führen das er auf sich alleine gestellt es durch die ganze Wildnis schaffen muss um Rache zu nehmen. Das ist sicherlich keine neue oder sehr innovative Geschichte, das muss sie auch gar nicht sein. Häufig sind einfache Geschichten mit die besten. Am Ende stellt das eher den Rahmen für wunderschöne Aufnahmen und den Kampf Mensch gegen Natur, das Motiv Rache bleibt dabei etwas im Hintergrund.
Hugh Glass wird von Leonardo DiCaprio grandios verkörpert. Man könnte den Film auch die Leiden des gar nicht mehr so jungen Leonardo D. nennen. So kämpfend, verzweifelnd, grunzend, an seine Grenzen gehend, hat man ihn noch nie gesehen. Auch wenn ich sagen muss dass ich The Wolf of Wall Street immer noch für seine mit Abstand beste Rolle halte (da konnte er noch deutlich mehr Facetten zeigen), war er jetzt auch einfach mal dran mit dem Oscar.
Einen weiteren Oscar hätte Tom Hardy aber auch verdient gehabt. Er passt so perfekt auf das A……ch Fitzgerald. Er spielt ihn so schmierig, dass für ihn keine Sekunde Sympathie aufkommt. Wie immer ist ein Held auch nur so gut wie sein Bösewicht und man wünscht Glass nichts mehr als das er Fitzgerald zur Strecke bringt. Die anderen Darsteller verblassen dabei etwas, was aber vollkommen ok ist. Die beiden dominieren in ihren Szenen einfach den Film.
Der Oscar für die beste Kamera ist auch vollkommen verdient. Es ist selten dass man so schöne, natürliche Bilder zu Gesicht bekommt. Man merkt das hier richtige Künstler am Werk waren und es einen Grund gibt das der Kamera Mann drei Jahre hintereinander den Oscar bekommen hat.
Der Film ist sicherlich nix für zwischendurch. Musik wird selten und sehr dezent eingesetzt, es gibt lange Passagen wo nur wenig bis nix gesprochen wird. Der Film nimmt sich Zeit. Nur leider und da komme ich zu meinem eigentlichen Kritikpunkt, das fühlt sich etwas unausgewogen an. Der Beginn bzw. bis zur heftigen Bärenattacke wird relativ schnell abgehandelt (da hätte ich mir etwas mehr Einführung gewünscht) um am Ende sich doch bis zum finalen Showdown bzw. der Rückkehr von Glass sehr viel Zeit zu nehmen. Das wird zum Ende etwas ermüdend. Den ein oder anderen Traum bzw. spirituellen Einschub hätte man sich sparen sollen.
Fazit: Visuell beindruckende Bilder in einer bekannten Story. Schauspielerisch auf ganz hohem Niveau, nur nach hinten raus etwas zu lang geraten.
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