Unterhaltsam, aber nicht immer logisch!
Hacked (oder I.T. im Original) 6/10
Story:
Mike Regan (Pierce Brosnan) führt das luxuriöse Leben eines Selfmade-Millionärs mit bildschöner Ehefrau, einer intelligenten Tochter, beeindruckendem „Smart Home“ und mehr Geld, als er je ausgeben kann. Seine exklusive Firma Regan Aviation steht kurz vor einem Durchbruch im Privatjet-Sektor und er vor dem Geschäft seines Lebens. Doch als seine Beziehung zu einem ehemaligen IT-Angestellten hässlich wird, sieht er seine ganze Existenz bedroht, denn heute kann jedes private Detail mit nur einem Mausklick an die Öffentlichkeit gelangen. Ed Porter (James Frecheville) geht sogar noch einen Schritt weiter…
Pierce Brosnan war für mich schon immer ein unterschätzter Darsteller. Er kann mehr als nur James Bond. Er ist an einem interessanten Punkt in seiner Karriere angekommen. Er ist nicht mehr der Good Guy Lead in großen Hollywoodproduktionen, aber das gibt ihm auch gewisse Freiheiten in der Rollenauswahl. Auch wenn nicht jeder Film in der letzten Zeit wirklich gut war (Survivor), so sind seine Rollen immer sehr interessant. Zwischen Bösewicht (Survivor), Variationen von James Bond (No Escape / The November Man), verrückte Charaktere (Urge), Romantischen Filmen (Professor Love) oder Komödien (Worlds End) tobt er sich aktuell aus und man merkt ihm an das er motiviert ist und Spaß dabei hat.
Der Film behandelt hochaktuelle Themen wie Datenschutz, Soziale Netzwerke und vor allem den gläsernen Menschen und die Gefahren der dauerhaften und ständigen Vernetzung. Das alles ist eingebettet in einen Psychothriller (mit Home Invasion Elementen) der mich (ausgeklammert um diese digitalen Themen) doch frapierend an Fear- Wenn Liebe Angst macht mit Mark Wahlberg erinnert.
Wobei Hacked diesen schleichenden Kontrollverlust behutsamer vornimmt, während Hacked sehr schnell in die vollen geht. Die digitalen Themen sind schlussendlich nur das Gerüst und werden dazu genutzt die Story voranzutreiben. Wer also eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Themen erwartet der sollte diesen Film nicht angucken. Wer aber genau das erwartet, einen interessanten Rahmen für einen Thriller und nicht mehr, der kann hier zugreifen.
Was mich dann doch mehr gestört hat ist, dass der Film sehr vorhersehbar ist. Wenn das nicht der erste Thriller ist den man gesehen hat, dann weiß man genau was einen erwartet und kann ziemlich genau die folgenden Sequenzen bestimmen. Auch hätten diesem Film einige Minuten mehr doch gut getan. Zwar kommt hier kein Leerlauf auf, dafür ist die so schnelle Eskalation der Ereignisse nicht wirklich glaubhaft.
Der größte Kritikpunkt ist, dass vor allem der Charakter von Brosnan (so sehr man ihm auch jede Szene abnimmt) doch hier und da wirklich nicht sehr logisch agiert. Das Ende reiht sich da ein, das ist nicht wirklich überzeugend und wenn man den ganzen bisherigen Film Revue passieren lässt, dann doch auch (selbst in der Welt dieses Films) unrealistisch. Kann man über diese Dinge etwas hinwegsehen, dann wird man aber über knapp 90 min gut unterhalten. Wie gesagt es kommt kaum Leerlauf oder Langeweile auf und es ist gut gespielt.
Pierce Brosnan spielt seine Rolle sehr routiniert und man nimmt ihm ab das er immer mehr die Kontrolle verliert. James Frecheville als sein Gegenspieler (ich kannte den Schauspieler bisher nicht) weiß zu überzeugen. Man sieht ihn und weiß sofort, mit dem stimmt etwas nicht! Beide spielen das gut und auf Augenhöhe. Michael Nyqvist und Anna Friel heben auch noch einmal deutlich das Niveau des Films. Durch die beiden hat man nicht das Gefühl eine typische Direct to DVD Produktion anzusehen. Vor allem Nyqvist hat mich überzeugt. Er ist halt ein guter Schauspieler, ob er einen russischen Mafiapaten in John Wick spielt oder hier einen Computerspezialisten / Problemlöser, der Mann weiß was er tut.
Das ist erst der sechste Film (von zwei Kurzfilmen abgesehen) von John Moore. Ich bin keiner der ihn verteufelt. Sicherlich, er hat zwei unnötige Remakes gedreht (Das Omen und der Flug des Phoenix obwohl ich letzteren sehr unterhaltsam finde), aber auch Max Payne (der mir vor allem visuell sehr gefallen hat) und im Fadenkreuz (Behind Enemy Lines) der leider doch ziemlich unbekannt und richtig gut ist. Seine Karriere ist aber natürlich mit Die Hard 5 so gut wie beendet worden und auch wenn ich den Film nicht so unglaublich mies finde wie andere, ist er für das Die Hard Franchise ein massiver Qualitätsabfall (oder Unfall, wie man will).
Nur ist die Schuld dafür wirklich bei ihm zu suchen? Er hat weder den Film produziert, noch geschrieben (kann also nix für Setting und Dialoge). Natürlich bestimmt ein Regisseur den Ton eines Films und beeinflusst alles, aber hat er Bruce Willis dazu gezwungen so lustlos zu spielen (bis auf die Red filme ist Willis Karriere am Tiefpunkt angekommen, auf dem Niveau eines Steven Seagals)? Nein, er trägt Mitschuld am Debakel, aber ist sicherlich nicht der allein Schuldige. Hier zeigt John Moore mal wieder das er weiß was visuell gut aussieht. Hier sieht der Film doch deutlich teurer aus als er wahrscheinlich war. Eine solide Arbeit von ihm.
So bekommt man einen Film geboten den man sich mal ansehen kann, man sollte nur nicht zu viel erwarten und wer Filme mit Logiklöchern verteufelt sollte einen ganz weiten Bogen machen. Mit etwas mehr Schliff am Drehbuch wäre aber sicherlich mehr drin gewesen. Wer einen wirklich guten Thriller mit Pierce Brosnan sehen will der sollte sich stattdessen den doch (leider!) recht unbekannten Film, Spiel mit der Angst ansehen (Gerard Butler und Maria Bello spielen auch mit).
Fazit: Wer über die ein oder andere Logiklücke hinwegsehen kann wird gut unterhalten, was vor allem an den guten Schauspielern liegt.
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