Harter atmosphärischer Thriller und Del Toro ist überragend!
Sicario (9/10)
Story:
Die idealistische FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) findet das grausige Geheimversteck eines Drogenkartells und meldet sich freiwillig für den Einsatz in einer internationalen Task-Force, um Jagd auf die Drahtzieher zu machen. Dort trifft sie auf den ebenso skrupellosen wie kampferprobten Alejandro (Benicio del Toro) und den undurchsichtigen CIA Agenten Carver (Josh Brolin).Bald werden Kates moralische Überzeugungen einer harten Prüfung unterzogen, als die Grenzen zwischen Gut und Böse zusehends verschwimmen.
Das war mein erster Film des hochgelobten Regisseurs Dennis Villeneuve und der hat mich schon absolut überzeugt. Der Film ist wunderbar in Szene gesetzt…obwohl der Film sehr brutal ist und auch sehr viel Gewalt zeigt bietet er wunderschön in Szene gesetzte Bilder. Roger Deakins ist ein Meister an der Kamera (13 Oscar Nominierungen, 1 Oscar gewonnen) und schafft tolle Bilder. Vor allem die Sequenz zu Beginn und die Erstürmung des Tunnels zum Sonnenuntergang haben bei mir Eindruck hinterlassen.
Die Kameraarbeit, die zum Teil sparsamen Dialoge und vor allem der Score schaffen eine bedrohliche Stimmung und das über den ganzen Film….ohne abzufallen oder ermüdend zu wirken. Der Film bietet einige Feuergefechte und harte, realistische Sequenzen. Sie sind wohl dosiert, aber wenn dann knallt und kracht es ordentlich und die Spannung wird extrem angezogen und nur sehr selten etwas gedrosselt.
Der Film ist perfekt gecastet, bis in die kleinen Nebenrollen, aber die drei Hauptcharaktere tragen den Film. Durch die Augen von Emily Blunt wird man in diese Welt eingeführt und lernt diese Schritt für Schritt kennen. Ein guter Kniff und Emily Blunt schafft es ihrem Charakter Stärke und auch Verletzlichkeit zu verleihen. Man spürt die Zerrissenheit und ihren Kampf dabei ihre eigenen Werte nicht zu verlieren.
Ihr Gegenpol ist Josh Brolin. Der Prototyp des CIA Agenten/strammen Militärs der mit der Prämisse lebt: der Zweck heiligt die Mittel. Für ihn ist nur das Ergebnis wichtig, egal wie es zustande kommt. Das hätte sehr klischeehaft rüberkommen können, aber Brolin gibt dem Charakter verschiedene Schichten und schafft sogar etwas Humor in die Rolle zu packen.
Herz und Seele des Films ist aber Del Toro. Zu Beginn des Films ist er nur sehr Schattenhaft wahrzunehmen. Umso weiter der Film voranschreitet umso mehr erfährt man von ihm und wird mit seinen Augen in die Abgründe seiner Seele und dieses Geschäfts geführt. Ein Mann der vielleicht mal so idealistisch war wie Blunt durch verschiedene Ereignisse aber zu einer leeren Hülle wurde. Er hat nur ein Ziel und kennt bei der Erreichung dieses Zieles weder Richtig noch Falsch.
Das große Plus des Films, unabhängig aller grandioser Bilder und der tollen Leistungen der Schauspieler ist das der Film vermeidet in stumpfen Kategorien wie Gut und Böse zu denken. Alles ist hier sehr Grau…Blunt, Brolin, Del Toro…alle Charaktere sind auf ihre Art abstoßend, haben aber auch positive Seiten und man fühlt mit ihnen. Welcher ist der richtige Weg…diese Frage wird hier nicht abschließend beantwortet, was viel realistischer ist als jeder Versuch das zu vereinfachen.
Am Ende bleibt eine gewisse Ohnmacht und Ernüchterung, eine kranke kaputte Welt existiert da draußen. Ein riesiges, brutales Geschäft.
Ich bin gespannt ob der zweite Teil, der bald ins Kino kommt, dieses Niveau halten kann.
Fazit: Ein rundum gelungener, atmosphärischer, klasse Thriller mit einem tollen Cast (Del Toro ist überragend), fantastischen Bildern und ohne moralische Keule
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